Hammond lässt Fans wieder jung werden

Der Sänger und Songwriter beglückte sein gereiftes Publikum mit vielen bekannten Songs. Das tanzte und sang am Ende begeistert mit.

Foto: Andreas Fischer

Das wurde aber auch endlich Zeit. Das sagen zumindest all diejenigen, welche in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts als Teenie oder Twen Albert Hammond anhimmelten. Nun war er da, an zwei aufeinanderfolgenden Abenden in der Stadthalle.

Die Fans, viele von ihnen mittlerweile grauhaarig beziehungsweise grau meliert, pilgerten selbstredend in Scharen zum ersten Konzert früh hinauf auf den Johannisberg. So war es kein Wunder, dass der Große Saal bis auf ganz wenige der hinteren billigsten Plätze voll besetzt war. Bei einem Gläschen Sekt und anderen Kaltgetränken brachte man sich vorab gemütlich in Stimmung.

Sittsam ging es zu, als Moderator Klaus Fiehe die an der Show beteiligten vielen Künstler vorstellte. Ja, wenn Albert Hammond schon einmal hier ist, dann aber richtig. Denn neben seiner vierköpfigen Band war nämlich das Beste, was Wuppertal an Instrumentalisten und Sängern zu bieten hat, mit auf der Bühne: das Sinfonieorchester Wuppertal und der Kammerchor Amici Del Canto. Extra aus Leipzig reiste Dirigent Wolfgang Rögner an, um den riesigen Klangkörper zu einem harmonischen Gefüge zu formen.

Das gelang ihm bereits bei der ersten Nummer, einem Medley aus populären Hammond-Melodien. Bis dahin waren alle im Auditorium schön brav. Im vorgerückten Alter weiß man ja, was sich gehört. Von wegen, jetzt war „Give A Little Love“ dran, einer seiner altbekannten Hits. Band und Orchester legten los.

Als er dann kurze Zeit später auf die Bühne kam, wurde die Vokabel Etikette sofort aus dem Gedächtnis gelöscht. Die Fans benahmen sich wie damals, als man noch die Bravo las und sein Poster in vielen Jugendstuben hing, seine Songs bis Ende der 80er Jahre endlos aus den Lautsprechern und Kopfhörern dudelten, ihn viele anschwärmten: In dem altehrwürdigen Haus ging es kurz zu wie in einem Tollhaus, so euphorisch wurde Hammond Willkommen geheißen.

Zunächst besann man sich dann wieder auf alte Tugenden, lauschte ehrfurchtsvoll dem Programm, das wohl niemanden enttäuschte. Denn eine riesige Palette an Oldies hatte er mit im Gepäck, die alte Erinnerungen wieder wach werden ließen: „Down By The River“, „Don’t Turn Around“, „99 Miles From LA“ und und und. Die Setlist war lang, kein Titel fremd.

Zwischendurch gab er sich genau so, wie es sich für einen Gentleman der guten alten Schule gehört - zum Beispiel, als er einmal leicht wie eine Feder von der Bühne hüpfte und singend den Damen die Hände schüttelte.

Dabei durften wahrlich die Band, das städtische Sinfonieorchester und der Chor nicht außer Acht gelassen werden. Mustergültig spielten und sangen sie zusammen. Stets konnte sich die lebende Legende auf sie verlassen.

Auch der Mann am Live-Mischpult (FOH: Front Of House) ist es wert, erwähnt zu werden. Er hatte die für solche Musik heikle Stadthallenakustik nach ungefähr drei Stücken voll im Griff, sorgte selbst bei lauten Passagen für einen ausgewogenen Sound. Chapeau!

Irgendwann war Schluss mit dem hingerissenen Sitzen auf den Stühlen. Bei „One Moment in Time“ — ja, der Song ist von ihm und nicht von Whitney Houston — standen alle auf, sangen enthusiastisch mit.

Weiter ging es mit den Oldies „I’m A Train“, „It Never Rains In Southern California“ oder „The Free Electric Band“. Bis zum finalen „Nothing’s Gonna Stop Us Now“ wurde vorne und an den Seiten mitgetanzt.

Fit wie ein Turnschuh wirkte der mittlerweile 74-jährige Hammond auch nach etwa zwei Stunden nonstop Bühnenpräsenz. Wieder einmal ging das Konzept „Rock meets Classic“ der Veranstaltergemeinschaft „The Bowl“ voll auf. Selig zogen schließlich alle von dannen.