Leukämie Handballerin Dietzsch: „Aufgeben ist keine Option“

Die leukämiekranke Stephanie Dietzsch hat vier Menschen gefunden, die ihr Leben mit einer Transplantation retten könnten.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Sie wirkt fröhlich, strahlt positive Energie aus, ist ein richtiger Sonnenschein. Stephanie Dietzsch ist 34 Jahre alt und wirkt nahezu sorglos. Doch das ist sie nicht: Seit August weiß sie, dass sie schwer krank ist. Sie hat Blutkrebs, Leukämie - eine aggressive Form, die nicht allein mit Chemotherapie behandelbar ist. Ihre Freunde und Verwandten setzten sich deshalb mit voller Kraft für sie ein, organisierten eine Registrierungsaktion für potenzielle Stammzellenspender, die Stephanies Leben retten könnten (WZ berichtete).

1033 Menschen ließen sich bei der Aktion typisieren. Jetzt hat die leidenschaftliche Handballspielerin einen passenden Spender gefunden. Genauer gesagt sind es sogar vier, die in Frage kommen. Ob dies durch das Bemühen der Freunde geschehen ist, ist unwahrscheinlich. „Aber die Aktion war ja nicht nur für mich, sondern auch für andere Erkrankte“, sagt Stephanie.

Denn einen passenden Spender zu finden, ist sehr schwierig: Es zählen die kleinsten Faktoren, etwa in der Genetik, damit die Stammzellen passend sind. Aktuell geht es Stephanie gut, ihr steht in knapp einer Woche die vierte Chemotherapie bevor. Im Januar findet dann in Düsseldorf die endgültige Transplantation statt, die mit vielen Schmerzen und Einschränkungen für die Patientin verbunden sein wird.

Doch Stephanie denkt stets positiv: „Wenn ich den August überstanden habe, dann schaffe ich auch Düsseldorf.“ Denn gerade der Monat sei der Schlimmste für sie und ihre Angehörigen gewesen. Lungenentzündung, Hautausschläge und starke Knochenschmerzen sind nur einige Beispiele für das, was die 34-Jährige durchmachen musste. Auch sie sei trotz ihrer optimistischen Art emotional an ihre Grenzen geraten.

Für Stephanies Zwillingsschwester Annika ist die Krankheit ebenfalls eine große Herausforderung. „Ich bin durch die Hölle gegangen“, sagt Annika. Nicht selten musste eher Stephanie sie trösten als umgekehrt. Normalerweise gehen die Zwillinge Hand in Hand an jede Arbeit heran — durch die Leukämie ist das für Stephanie in vielen Dingen unmöglich geworden.

Als Stephanie von den besonders schweren Tagen im August erzählt, muss Annika um Fassung ringen. Besonders wenn Stephanie gerade aus der Chemotherapie kommt, ist sie oft gereizt und zickig, erzählt Annika. „Dann ist Helmpflicht angesagt“, sagt sie scherzhaft. Die Familie habe jedoch vollstes Verständnis dafür.

Bis die Stammzelltransplantation stattfinden kann, muss Stephanie noch mit einigen Einschränkungen leben. „Ich habe häufig Atemnot und kann manche Lebensmittel nicht essen“, sagt sie. Doch das, was sie am meisten belastet sei der Punkt, dass sie nichts richtig planen könne. „Das macht mich manchmal richtig wütend.“ Etwas Positives hat die Krankheit: Stephanie hat mit dem Rauchen aufgehört.

Ihr Umfeld mache es der 34-Jährigen viel leichter, mit der Krankheit umzugehen. Überall erfährt sie Solidarität und wird unterstützt. Annika, die Stephanie ohnehin sehr ähnlich sieht, hat sich sogar eine Haarseite abrasiert. „Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich so eine tolle Familie und solche Freunde habe“, sagt Stephanie. Auch im Krankenhaus seien die Pfleger und Ärzte immer so gut mit ihr umgegangen, dass sie es fast als zweites Zuhause bezeichnen würde. „Trotzdem braucht es Überwindung, wieder dorthin zu gehen.“

Ein Spruch habe die Zwillinge immer durch ihr Leben getragen: „Geht nicht, gibt’s nicht — Totgesagte leben länger“. Er stammt aus der Zeit, als die beiden noch in Cronenberg Handball spielten. „Aufgeben ist keine Option für uns“, so Annika.

Was Stephanie für die Zukunft plant? „Ich mache alles Schritt für Schritt“, sagt sie. Doch eines hat sie sich fest vorgenommen: Wenn sie den Krebs überstanden hat, macht sie eine Kur. „Natürlich möchte ich auch zurück in mein Berufsleben - aber das hängt von meiner körperlichen Verfassung ab“, sagt Stephanie, die mit behinderten Kindern und Jugendlichen arbeitet. Weihnachten habe für sie nie eine große Rolle gespielt - in diesem Jahr sei es ihr allerdings sehr wichtig, es intensiv mit ihren Freunden und ihrer Familie verbringen.