Gastronomie Haus Kaemmerer soll wieder Gäste locken

Wuppertal · Besichtigung auf der Kaiserhöhe: 100 Teilnehmer informieren sich über die Planungen.

Großer Andrang auf der Kaiserhöhe vor dem Haus Kaemmerer, das restauriert werden soll. Jahrzehnte stand das früher sehr beliebte Ausflugsziel leer.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Gruss von der Kaiserhöhe“, so hieß es vor hundert Jahren auf kolorierten Postkarten, die Ausflügler oben vom Nützenberg verschickten. Und auf ihnen war ein attraktives Gebäude abgebildet mit Terrasse und Biergarten und vor allem einem großartigen Blick auf Elberfeld: das Haus Kaemmerer in Sichtweite des imponierenden Weyerbuschturms. Doch die Zeiten, als die Erholungsuchenden dort hinauf gepilgert sind und sich bei Kaffee und Kuchen an dem prachtvollen Panorama erfreuen konnten oder im Ballsaal Tango und Wiener Walzer tanzten, sind lange vorbei.

Das beliebte Ausflugslokal, dessen Anfänge etwa auf das Jahr 1890 zurückgehen, hat vor fast fünf Jahrzehnten die Gastronomie eingestellt und verfiel immer mehr, wurde zu einer jammervoll anzusehenden Bauruine. Doch die regte die Fanatasie des Wuppertaler Architekten Ralf Brauckhoff an, der nicht mehr mitansehen wollte, wie aus dem einstigen Juwel ein Stein des Anstoßes geworden war.

Im Mai 2019 erwarb er das Anwesen von einer Erbengemeinschaft und schickt sich nun an, den alten Glanz zu beleben und das Haus wieder zu einem vielseitig genutzten Objekt zu machen.

Max Guder vom SPD-Ortsverein Elberfeld-West Sonnborn setzte sich mit dem Architekten in Verbindung und bat ihn, seine Pläne Interessenten im Rahmen des allmonatlich veranstalteten Bürgerfrühstücks zu erläutern. Eine Idee, deren Erfolg alle Erwartungen übertraf. Am Samstagmorgen konnte der Ortsvereins-Vorsitzende Guido Grüning rund 100 wissbegierige Bürgerinnen und Bürger am Ort des Geschehens begrüßen, die alle gespannt darauf warteten, dass Brauckhoff die Tür des verschieferten Gebäudes aufschloss.

Der einstige rund 200 Quadratmeter große und rund acht Meter hohe Veranstaltungssaal mit seinen dreieckig abgeschlossenen Fenstern und angrenzender Terrasse war nur der Anfang des Rundgangs durch die Räume und den rund 680 Quadratmeter großen Keller des historischen Gebäudes. Das war übrigens Mitte der 1980er Jahre vom Amt für Denkmalpflege als nicht „denkmalwürdig“ angesehen worden, weshalb der Architekt und Bauherr Brauckhoff auch auf die Belange des Denkmalschutzes keine Rücksicht zu nehmen braucht.

„Natürlich soll so viel wie möglich erhalten und restauriert werden“, so der mit derartigen Projekten vertraute Brauckhoff, der damit auch auf die Zustimmung seiner Zuhörer traf. „Ich freue mich, dass sich hier endlich etwas tut. Diese Ruine ist mir seit langem ein Dorn im Auge“, sagte die Anwohnerin Marlis Hulpke, als Brauckhoff Details seines ehrgeizigen Vorhabens erklärte. „Hier soll neben dem Veranstaltungssaal ein Café und ein Biergarten entstehen.“

Pläne für die Restaurierung
sollen schnell umgesetzt werden

Die Antwort auf die Frage, wann der Biergartenbetrieb losgehen soll, verblüffte: „Möglichst noch zu Beginn dieser Saison.“ Brauckhoff denkt überhaupt daran, seine Pläne möglichst schnell umzusetzen. „Eine Bauvoranfrage ist gestellt und positiv beschieden. Jetzt bin ich in Sachen Bauantrag mit dem Bauamt im Gespräch“, so Brauckhoff, der auch schon vielversprechende Verhandlungen mit einem Pächter führt. „Der ist Wuppertaler und wird auch als Caterer den größten Teil des Kellers als Küche nutzen.“

Der Veranstaltungssaal kann für die verschiedensten Möglichkeiten und Feiern genutzt werden“, erfuhren die Zuhörer, wobei Brauckhoffs Ehefrau Yasmin König aber darauf hinweist, dass nicht gewünscht wird, dass laufend Hochzeiten und runde Geburtstage dort ausgerichtet werden sollen, zumal der Grat zwischen fröhlichem Feiern und Lärmbelästigung bekanntlich sehr schmal ist. „Wir wollen doch hier nicht für ein Ärgernis sorgen“, stellte Yasmin König eindeutig fest. „Uns schwebt vor, dass hier vorwiegend Seminare und Workshops abgehalten werden, und darauf wollen wir auch hinwirken.“ Was das Eigentümer-Ehepaar auch durchaus eigennützig meint: „Wir möchten selbst hier im Haus wohnen und spätestens ab 22 Uhr unsere Nachtruhe haben.“

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, denn Jahrzehnte Leerstand und Witterungseinflüsse haben Schieferplatten, Geländer, Fensterrahmen und Zu- und Abgänge verwittern und verkommen lassen und das Gebäude in einen armseligen Zustand versetzt. Dennoch: Brauckhoff ist optimistisch. „Ich hoffe, dass die Arbeiten, die Ende Januar beginnen sollen, bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sind.“ Und was die Kosten angeht: „Da möchten wir möglichst unter fünf Millionen Euro bleiben.“