Heizkosten: Infrarot-Kamera zeigt an, wo’s teuer wird
Gas, Öl und Strom kosten immer mehr. Daher bietet die Verbraucherzentrale Thermografie und Beratung im Paket an.
Wuppertal. Jeder Fotograf weiß: Für gute Bilder kommt es auf das (Tages-)Licht an. Wenn allerdings der Wärmeverlust der eigenen vier Wände fotografiert wird, sollte man sich auf einige Zeit im freien an dunklen Wintertagen- und Nächten gefasst machen. Denn bei der Thermografie verfälscht schon die Sonneneinstrahlung die Infrarotaufnahmen. Jedes Jahr im Winter möchten Hauseigentümer wissen, wo genau die teure Wärme die Heimstatt verlässt.
Was Peter Schnell auf dem Kamerabildschirm von Klaus Kremser sieht, überrascht ihn kaum. Das Haus Am Dönberg ist Baujahr 1966, keine Rede von modernen Isolationsstandards. Im Erdgeschoss scheinen Wände tief blau, hinter den Schieferplatten zeichnet sich aber die Holzverlattung grünlich ab. Aussagekräftig sind diese Bilder alleine also nicht: „Holz isoliert schlechter als das Füllmaterial, außerdem ist der Schiefer kalt und dahinter zirkuliert Luft“, erklärt Diplom-Ingenieur Kremser. Andere Wärmebrücken sind Fenster und Bodenplatte im Untergeschoss, vor allem unter den Fensterbänken: Dort hat man früher die Heizkörper in Wandnischen untergebracht.
Rund 50 000 Gebäude gibt es in Wuppertal, schätzt Stefan Bürk, seit 20 Jahren Energieberater bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Wuppertal. Er begleitet jährlich rund 200 Thermografien, denn „bei uns gibt es einen Scan nur in Zusammenhang mit einer anschließenden Beratung“. Schon ein gegenüberstehendes Haus könne nämlich das Bild verfälschen, da dessen Abwärme wie in einem Spiegel auf der eigentlichen Immobilie zu sehen sei.
Deshalb bringe es gar nichts, einfach einen Blick auf ein Infrarotbild zu werfen und dann viele Tausend Euro anhand der roten Flecken zu verteilen. Wichtig sei die Abwägung zwischen neuer Heizungsanlage, Fenstern und Wanddämmung oder die Ergänzung durch Fotovoltaik oder Solarthermie, also Heizschlangen auf dem Dach. „Infrage kommen Häuser von vor 1985“, so Bürk.
So kommt auch Peter Schnell in einen Bereich der Energieeffizienz, der einem Neubau entspricht — und das macht günstige Finanzierung und Förderungen möglich. Das Geld ist übrigens der Punkt, an dem Stefan Bürk bei der Energieberatung die meiste Aufklärungsarbeit leistet. „Die Menschen stellen sich oft vor, dass sich das sofort in der Kasse bemerkbar macht“, sagt er aus Erfahrung. Die Haushaltskasse steht bei Peter Schnell jedenfalls nicht ausschließlich im Vordergrund: „Da gehört auch schon ein gewisser Anteil Idealismus dazu.“