Knebel und der Duschvorhang

Viel Witz beim Kabarett mit dem Affentheater.

Wuppertal. Als das Licht angeht, herrscht in der Stadthalle tosender Applaus. Unter Jubelrufen betritt Herbert Knebel die Bühne: Runde Brillengläser, Hosenträger und natürlich die blaue Kappe. Hinter ihm seine Mitstreiter — das Affentheater. Auch die trumpfen mit den alt bekannten Markenzeichen auf: Gelfrisur wie aus den 20ern bei Bassist Ernst Pichel, verstaubte Perücke bei Gitarrist Ozzy Ostermann, Trainingshose beim schlurfenden „Trainer“ (Schlagzeug).

Äußerlich erinnert das Quartett eher an eine Rentnerband. Doch was die vier schrägen Vögel auf die Bühne bringen, geht auf die Ohren. So werden von Beginn an die Lachmuskeln trainiert. Daneben eigenwillige Textinterpretationen bekannter Musikstücke, die Ohrwürmer für den Heimweg werden.

Ist das noch Kabarett, fragt man sich, wenn Herbert Knebel von seinem ersten Besuch bei der amerikanischen Kaffee-Unternehmenskette Starbucks erzählt. Mit der Fülle an Anglizismen überfordert, werden nicht nur Bechergrößen mit Kaffeesorten vertauscht. Auch das Unternehmen selbst bekommt angesichts Knebels sprachlicher Überforderung sein Fett weg. Denn Knebel landet mit seinem Kaffeedurst bei Tchibo: „Dort habe ich aber erst mal einen Duschvorhang und Schneeketten gekauft“, erzählt er.

Und so wird im Laufe des Abends zwischen seltsam steifen Hüftschwung und einer gesunden Portion Selbstüberschätzung klar: Im neuen Programm überzeugen versteckter Humor, sinnfreier Spaß und Selbstironie. So können Aachener Printen kurzerhand zu historischer Baukunst werden. Beim Gedankenlesen tritt der „Trainer“ von einem Hohlraum in den nächsten. Und auch der Hasenrücken wird noch nicht ganz verdaut zum echten Unfallgegner. Auch der klassische Ruhrpott-Dialekt ist dabei. Denn dort ist das Quartett zu Hause.

„Es gibt Leute, die können sich einfach mit dem Knebel identifizieren“, meinte Uwe Lyko: „Der ist ein Typ, der sich seine Welt aus seinen bescheidenen Möglichkeiten heraus zu erklären versucht. Er ist eine witzige, aber auch literarische Figur.“

Gegen Ende ein weiterer Höhepunkt der gut zweistündigen und ausverkauften Veranstaltung: In der Schlussoffensive gibt Knebel im weißen Anzug den King und lässt á la Elvis Presley die Hüften kreisen. Der Glanznummer folgt der Programmtitel: „Der Letzte macht dat Licht aus.“