Begrabt mein Herz in Wuppertal Herzlich willkommen in Wuppertal
Nach CNN-Empfehlung erwartet Uwe Becker jede Menge Touristen.
War das ein Jahresauftakt! Sie haben es wahrscheinlich alle gelesen, da Andreas Boller bereits am Samstag ausführlich darüber berichtet hat. Aber es ist einfach zu schön, da möchte ich auch noch unbedingt meinen Senf dazu geben. Der amerikanische Fernsehsender CNN hat Wuppertal als besonderes Reiseziel für 2020 empfohlen. Mich hat das nicht überrascht, da ich schon länger von der Kraft und Virtuosität Wuppertals überzeugt bin. Bei den Reisetipps wird neben Tunesien, Kopenhagen und St. Petersburg, keine andere deutsche Stadt genannt. Besonders großartig finden die Amerikaner unsere Schwebebahn, weil sie eine der „coolsten Schienensysteme der Welt“ sei. Darüber hinaus wäre Wuppertal ein architektonischer Abenteuerspielplatz. Wir Wuppertaler haben einfach Glück, weil wir nicht erst nach Wuppertal reisen müssen, sondern hier wohnen dürfen.
Völlig klar war für mich allerdings auch, dass die Auszeichnung unserer Stadt in der Heimat wieder einige Meckerer auf den Plan rufen würde: „Die hätten sich mal lieber Oberbarmen anschauen sollen!“ oder „Die Schwebebahn fährt ja nie!“ Was treibt diese Leute an, permanent ihr eigenes Nest zu beschmutzen? Wenn die Kritik berechtigt wäre, könnte man es ja fast verstehen, aber so? Die Anzahl der täglichen Ausfälle der Schwebebahn ist in den letzten Wochen doch stark rückläufig. Und Oberbarmen steht so stark unter Beobachtung, dass die Leute dort schon Angst haben, aus dem Haus zu gehen. Aber nicht, weil sie denken, sie könnten einem Verbrechen zum Opfer fallen, sondern sie befürchten, dass es direkt auf Facebook oder in der Zeitung steht, wenn einer von ihnen nur bei Rot die Straße überqueren würde.
Sind diese Menschen, die Wuppertal ständig schlecht reden, einfach nur verbittert? Was kann Wuppertal dafür, wenn viele Menschen hier nicht glücklich, froh und gut gelaunt sind, so wie ich und viele andere? Sorgen und Nöte, beruflicher und privater Natur, haben auch Menschen in anderen Städten. Und diese Orte sind oft von vorne bis hinten wirklich hässlich und keine Reise wert (Hagen).
Wer weiß, vielleicht kommen bald Touristen zu uns, die in Venedig ihren Wohnsitz haben, um bei uns Urlaub zu machen, weil sie daheim das ganze Jahr in ihren Wohnungen knöcheltief im Wasser stehen. Menschen, die hier bei uns ein wenig Ablenkung finden, damit sie nicht ständig den Untergang ihrer reizvollen Lagunenstadt vor Augen haben.
Unsere chinesischen Freunde kommen dieses Jahr ohnehin in einer großen Anzahl wegen Friedrich Engels’ 200. Geburtstag zu uns. Aber demnächst könnten auch Menschen zu uns kommen, denen der Blick von der Terrasse ihrer Villa im Kanton Tessin auf palmengesäumte Seen und hohe Alpengipfel zu langweilig geworden ist. Menschen, die neue Herausforderungen suchen, eine aufregende Kanufahrt auf der Wupper oder einen spannenden Abend im Jazz-Club Loch, um dort zeitgenössischer Musik zu lauschen (Brötzmann). Wir erwarten Bergsteiger, die unsere zahlreichen Treppen hinauf zum Ölberg kraxeln werden, weil sie sämtliche Achttausender schon im Sack haben. Es kommen internationale Gäste, die sich jetzt auf unsere wunderschönen Barmer Anlagen, den Botanischen Garten, das Briller Viertel und eine deftige Bergische Kaffeetafel freuen. Wir führen unsere südeuropäischen Gäste in das Luisenviertel und zeigen ihnen, wie wir hier im Bergischen Land das italienische Flair interpretieren und leben.
Gerne begrüßen wir aber auch Menschen aus unseren direkten Nachbarstädten Remscheid und Solingen, damit sie hier bei uns eine schöne Zeit haben und sich ein eigenes Bild von der Einzigartigkeit Wuppertals machen können. Gerade jetzt, nachdem der Rat der Stadt die Klage gegen Remscheid und deren Outlet-Center zurückgezogen hat, sollten wir unsere Nachbarn für ein Wochenende zu uns einladen, zu uns nach Wuppertal - mitten ins Herz des Bergischen Landes. Natürlich mit günstigen Übernachtungspreisen und vielen schönen Rabattangeboten unseres Einzelhandels. Herzlich willkommen!
