Bilder erzählen Geschichten Als im Stadion am Zoo lauter Jubel für viel Ärger sorgte

Die Anwohner im Zooviertel forderten ein Verkehrskonzept und setzten beim Wuppertaler SV den Hebel an.

Bitte (die Anwohner) nicht stören! Der Aufruf an der Anzeigetafel des Stadions am Zoo hatte einen ernsten Hintergrund.

Foto: WZ/Kurt Keil

„Bei Toren bitten wir zugunsten der Anwohner auf lauten Jubel zu verzichten!“ Mit dieser Botschaft auf der Anzeigetafel im Stadion am Zoo hatte der Wuppertaler SV in der Saison 1994/1995 schon vor dem Anpfiff für gute Stimmung gesorgt. Doch das Lachen blieb denen im Halse stecken, die den ernsten Hintergrund des Aufrufs an der Anzeigetafel kannten. Zeitweise waren sogar Fußballspiele zu den üblichen Anstoßzeiten von 19.30 Uhr oder 20 Uhr für den Wuppertaler SV unmöglich. Die Vorverlegung der Spiele auf den frühen Abend kostete den Verein damals viel Geld und einige Fans.

Mit dem Bau der neuen Haupttribüne hatte sich der Streit zwischen den Anwohnern im Zooviertel und der Stadt als Besitzer des Stadions Anfang der 1990er Jahre zugespitzt. Der WSV war auf dem Weg in die 2. Liga, brachte es aber in der damals drittklassigen Oberliga mit Spielern wie Ferry Schmidt und Carsten Pröpper auf fünfstellige Zuschauerzahlen. Da zudem in Zusammenhang mit der neuen Tribüne viel von einer multifunktionalen Nutzung, Rockkonzerten und dergleichen mehr im Stadion die Rede war, fürchteten die Anwohner im Zooviertel, dass es nun gänzlich um ihre Ruhe geschehen sei. Besonders an den Wochenenden litten sie, wenn die Zoobesucher auf der Suche nach einem Parkplatz ihre Runden drehten und sich dabei Duelle um den besten Stellplatz mit den Fußballfans lieferten. Da die Stadt zwar immer wieder ein Verkehrskonzept für das Zooviertel versprach, aber Lösungen schuldig blieb, setzten die Anwohner mit juristischen Mitteln beim Stadion den Hebel an. Das Gericht gab ihnen Recht, da der Neubau der Haupttribüne, die die einsturzgefährdete Holztribüne ersetzt hatte, unzweifelhaft zu einer Veränderung der Nutzung führte.

Die Stadt bewegte sich schließlich. Beide Seiten gingen Kompromisse ein. So schränkte die Stadt die Nutzung des Stadions in den Abendstunden ein. Auf ein Rockkonzert im Stadion am Zoo mit donnernden Boxen warten die Musikfans zum Beispiel bis heute vergebens. Außerdem wird die Zufahrt ins Zooviertel bei Topspielen für die Fußballfans gesperrt und steht nur den Anliegern offen. Eine Regelung, die in Ermangelung zuschauerträchtiger Spiele heute nur noch selten zur Anwendung kommt. „Solche Ansagen wie damals könnte man sich heute auf der Anzeigetafel bei den meisten Spielen des WSV leider schenken“, sagt WZ-Fotograf Kurt Keil schmunzelnd. Viel Zeit, um auf den Auslöser zu drücken, hatte er damals übrigens nicht, denn die Einblendung war schnell wieder verschwunden. Bei aller Freude über einen guten Witz - mit den Anwohnern, darunter sollen auch einige WSV-Fans gewesen sein - wollte man es sich dann lieber doch nicht ganz verscherzen.

Jahre später sorgte die Anzeigetafel, die inzwischen längst stillgelegt ist, in der Gästekurve noch einmal für großes Aufsehen. Nach dem Zwangsabstieg des WSV kam es in der damals viertklassigen Oberliga zum Derby mit dem SV Borussia. Das war bitter für den Platzhirsch WSV, der sich im Stadion als Hauptmieter eingerichtet hatte und nun als Untermieter den Ölberg-Klub dulden sollte.

Im Vorfeld des Derbys in der Saison 2001/2002 kam es zum Eklat, als der WSV den Borussen die Nutzung der Anzeigetafel untersagte, weil diese von Sponsoren des WSV finanziert worden war. Der Herausforderer konterte und baute in der gegenüberliegenden Kurve eine Holzkonstruktion auf und setzte ein Nummerngirl ein. Bis zu dem Moment, als der WSV den 1:0-Siegtreffer erzielte, hatten die Borussen einen Riesenspaß. Im Rückspiel hatte der WSV dann Heimrecht, und auf der Anzeigetafel wurde ein Feuerwerk geboten, denn die Borussia drehte den Spieß nun um und siegte mit 3:2. Am Ende der Saison landete der WSV auf dem zweiten Platz, der SV Borussia wurde Dritter - den Aufstieg schafften beide nicht.