Hunde haben wohl ein Rehkitz gerissen
Eine Spaziergängerin fand das Tier gestern. Jagdpächter Karl Bröcker kennt bereits mehrere Fälle.
Vohwinkel. Diesen Anblick wird Julia Zellerhoff nicht so schnell vergessen. Als die Vohwinkelerin gestern Morgen mit ihrem Hund spazieren ging, fand sie im Naturschutzgebiet westlich der Waldkampfbahn ein totes Rehkitz. Das etwa 14 Kilo schwere Tier lag in der Nähe eines Weges und war bereits zum großen Teil ausgeweidet.
„Das war ein Schock“, berichtet Julia Zellerhoff. Ihrer Meinung nach könnte ein freilaufender Hund das Reh gerissen haben. Der Vorfall bestärkt sie darin, ihren eigenen Vierbeiner an der Leine zu führen. Ganz sicher, dass tatsächlich ein Hund das Rehkitz getötet hat, ist sich die Spaziergängerin allerdings nicht.
Karl Bröcker hat dagegen eine klare Meinung. Er ist Jagdpächter für das Gebiet und schließt etwa einen Fuchs oder Uhu als Ursache aus. „Dafür ist so ein Rehkitz zu groß“, erläutert Bröcker. Er geht davon aus, dass es mit höchster Wahrscheinlichkeit von einem Hund gerissen wurde. „Das ist in diesem Bereich bereits das elfte Reh in anderthalb Jahren“, schimpft der Jäger. „Und das sind nur die Fälle, bei denen die toten Tiere auch entdeckt wurden“, sagt Karl Bröcker. Funde von Knochen und Innereien würden auf eine noch höhere Zahl hindeuten. Für Bröcker stehen freilaufende Hunde als Verursacher fest.
Er appelliert dringend an die Verantwortung der Halter und weist ausdrücklich auf die Leinenpflicht im Naturschutzgebiet hin. „Die meisten Hundebesitzer verhalten sich vernünftig, aber es gibt auch Halter, denen egal ist, was ihr Hund macht“, sagt der Vorsitzende des Jagdbeirats.
So sieht es auch Hundetrainerin Gabi Klaassen. Sie betreibt in der Nähe der Waldkampfbahn eine Hundeschule. „Die Leinenpflicht im Naturschutzgebiet sollte selbstverständlich sein und wer dagegen verstößt, handelt unverantwortlich“, betont die Expertin. Es gebe aber immer einige unbelehrbare Halter. Grundsätzlich führe die Nähe von Natur und Stadt zwangsläufig zu Konfliktpotenzial. „Wir sollten da die Kirche im Dorf lassen“, sagt Klaassen.
Laut der städtischen Forstabteilung gibt es zum Bereich Waldkampfbahn keine qualifizierten Zahlen zu gerissenem Wild. „Es ist auch schwer festzustellen, ob es sich bei den Verursachern immer um Hunde handelt“, erklärt Stadt Sprecherin Martina Eckermann. Ein Reh könne auch an einer Krankheit sterben oder von einem Auto angefahren werden. Ein solches Tier könne nachträglich etwa Füchsen ausgeweidet werden. Angesichts der Häufung der Fälle an der Waldkampfbahn hält Karl Bröcker das aber für unwahrscheinlich. Die nächste Straße sei relativ weit entfernt.
Der Jäger hofft wie die Stadt auf Hinweise zur Ursache. Angesichts der Vorfälle weist die Forstbehörde Halter darauf hin, dass Hunde, die Wild nachstellen oder angreifen auch nach der Verschärfung des Jagdrechts von Jägern erschossen werden dürfen. Für Karl Bröcker ist das keine Lösung. „Selbst in konkreten Fällen ist das äußerst problematisch, da etwa an der Waldkampfbahn viele Spaziergänger und Kinder unterwegs sind.“
Vielmehr möchte der Landwirt die Bürger sensibilisieren, mehr Rücksicht auf Flora und Fauna zu nehmen. „Viele Wildtiere haben kaum noch Rückzugsorte, der Mensch dringt immer weiter in die Landschaft ein“, betont er. Damit verbunden sei die Zunahme der Haustiere. „In Wuppertal gibt es 20 000 gemeldete Hunde, da kommt es zwangsläufig zu Problemen“, sagt Bröcker.