„Ich bin super gerne Lehrer“

Hans-Werner Jahn, Schulleiter des Gymnasiums am Kothen, geht Ende des Monats in den Ruhestand. Es ist ein Abschied mit Wehmut.

Foto: Stefan Fries

Kothen. Eine große Abschiedsfeier wird es nicht geben. Das will Hans-Werner Jahn, Schulleiter des Gymnasiums am Kothen nicht. Das Kollegium wird zusammen essen gehen. Das war es dann auch mit dem Abschied nehmen. Denn Hans-Werner Jahn weiß schon vor dem 31. Januar, seinem letzten Arbeitstag, dass es ihm nicht leicht fallen wird, nach 40 Jahren aufzuhören.

Zu Beginn seiner Laufbahn war nicht klar, dass er Lehrer werden würde. „Ich hatte Chemie studiert und stand im Labor“, sagt Jahn. Anschließend studierte er Sport in Köln. Obwohl er mit Mitte 20 noch eine Zulassung bekam, um Medizin zu studieren, entschied er sich, mit seinen beiden Qualifikationen Lehrer für Chemie und Sport zu werden.

Lehrer war Jahn fast ausschließlich in Wuppertal, dafür hat er fast alle Gymnasien von innen gesehen. Sein Referendariat machte Jahn am Carl-Fuhlrott-Gymnasium, 18 Jahre arbeitete er am heutigen Ganztags-Gymnasium Johannes-Rau, ab dem Jahr 2000 war er stellvertretender Schulleiter am Carl-Duisberg-Gymnasium. Seit 2009 ist er der Schulleiter des Gymnasiums am Kothen. „Ich habe immer Unterstützung von Kollegen bekommen und das war toll“, sagt Jahn.

Für das Gymnasium Am Kothen freut er sich besonders darüber, dass es in ein paar Jahren „in einem Topzustand“ sein wird. Jahn war an den Planungen für den Umbau beteiligt. Das Gebäude wird innen komplett neu gestaltet. Jede Klasse wird in zwei Räume aufgeteilt, sogenannte Cluster, in denen die Lehrer den Unterricht differenzieren können. Auf den Fluren entstehen Lerninseln und im Zuge der Digitalisierung wird das Gymnasium am Kothen die erste Schule mit Breitbandkabel sein. „Man kann der Stadt Wuppertal nur danken, dass sie dafür das Geld in die Hand nimmt“, sagt Jahn.

Dass Schule sich ständig wandelt, ist für den 64-Jährigen eher eine Herausforderung, die er sportlich nimmt. Auch die Wechsel von einem Gymnasium zum nächsten bezeichnet Jahn als „Kick“: „Eine neue Schule ist immer eine neue Herausforderung und man entwickelt sich weiter.“

Am Beruf des Lehrers hat Jahn vor allem der Kontakt zu den Schülern gefallen. „Ich bin immer gerne auf Klassenfahrten gefahren“, sagt er, aber die Wissensvermittlung stand im Vordergrund - ein Grund, warum er sich dafür entschieden hat, Gymnasiallehrer zu werden. „Das ist ein tolles Feedback, wenn man eine ganze Schülergeneration durchgeschleust hat und nach acht Jahren tolle Erwachsene herauskommen“, sagt Jahn.

Zu einigen ehemaligen Schülern hat er immer noch Kontakt, besucht sie in Warschau oder im kommenden Herbst in Singapur. „Jede Jahrgangsstufe hat solche Schüler, mit denen man später noch zusammenarbeiten kann“, sagt Jahn. Das seien nicht automatisch die besten in der Klasse, sondern die, mit denen es auf menschlicher Ebene klappt. Von einem Kollegen hat er gehört, dass man eine Art Phantomschmerz hat, wenn man pensioniert ist. „Man vermisst die Schüler“, sagt Jahn und seine Stimme wird brüchig.

Als Schulleiter hatte er aber auch weniger Zeit für unterschiedliche Sachen, wie früher, als er als Betreuer mit zu den Deutschen Meisterschaften fuhr. Deshalb schwingen bei seinem Abschied sowohl Wehmut als auch Freude mit, wenn er sagt: „Es tut mir richtig leid, dass ich aufhöre, aber ich denke, das reicht.“