Ordnung „Ich möchte, dass der Müll entsorgt wird“
Ein Anwohner der Schwesterstraße leidet unter Müll, der bei einem Flohmarkt zurückgelassen wird.
Elberfeld. Ein Fensterplatz garantiert bekanntlich beste Sicht auf alles, was sich unterhalb abspielt. Allerdings ist das, was man da zu sehen bekommt nicht immer erfreulich. Und so geht es Thomas Christiansen, Bewohner des Hauses Schwesterstraße 45, in dem sich auch sein Arbeitgeber, der Immobiliendienstleister Locador Facility Management, befindet.
Wenn Christiansen nämlich aus dem Fenster schaut, dann sieht er oft genug Ratten in beiden Richtungen über die Fahrbahn laufen. Deren Herkunft vermutet der Anwohner auf dem riesigen Flohmarktgelände gegenüber, den ehemaligen Parkplätzen des einstigen Wuppertaler Traditionsunternehmens Gebr. Happich & Co, das dreimal wöchentlich, nämlich mittwochs, donnerstags und samstags einen lebhaft beschickten Trödelmarkt beherbergt.
„Da dort auch regelmäßig verzehrt wird und die Essensreste gern im Gebüsch entsorgt werden, finden die Ratten da natürlich immer einen reich gedeckten Tisch und haben einen idealen Lebensraum. Die Biester kommen uns bis ins Haus“, so Christiansen, der gern Beispiele von Verunreinigungen rund um das außen auch üppig bewachsene weiträumige Gelände zeigt.
Zwar ermahnt der Vermieter der samstags bis zu 500 Flohmarktstände, ihren Standplatz sauber zu hinterlassen, doch dieser Appell scheint ungehört zu verhallen. „Die Standinhaber lassen alles liegen“, weiß Christiansen, der bekanntlich einen freien Blick auf die Szene hat.
Auf den verbleibenden Müll und die Essenreste angesprochen, erklärte Heinz-Peter Reinartz, Geschäftsführer der an der Steinbecker Meile ansässigen Soft-GmbH, die die Flohmärkte veranstaltet in einem Telefonat: „Das ist alles mit dem Ordnungsamt geklärt. Wenden Sie sich an das“ und legte auf.
Wie diese Klärung aussieht, unterliegt — wie Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler informierte — dem Datenschutz. Grundsätzlich gilt jedoch, dass es sich bei dem fraglichen Areal um ein Privatgelände handelt, das nicht in den Zuständigkeitsbereich der städtischen Ämter fällt.
Thomas Christiansen hatte selbst die Initiative ergriffen und sich zunächst an den Oberbürgermeister und die Westdeutsche Zeitung gewandt, was dann, nach vorherigen vergeblichen Versuchen, schließlich einen Ortstermin mit dem Ordnungsamt zur Folge hatte. „Das ist jetzt gut acht Wochen her. Es wurde Abhilfe versprochen. Aber geschehen ist noch nichts“, ist Christiansen reichlich verärgert und merkt auch an, dass in der Schwesterstraße zwar große Halteverbotszonen ausgewiesen sind, „aber daran stört sich am Samstag, wenn es hier rappelvoll ist, niemand. Da stehen die Autos überall.“
Doch nicht nur das Flohmarktgelände ist für Thomas Christiansen ein Anlass zur Besorgnis und ein ständiges Ärgernis. „Kommen sie mal mit“, fordert er den Gast auf zu einem Rundgang über den „Gewerbepark Schwesterstraße“, wo unterhalb der oben verlaufenden A 46 ein abgezäuntes steiles Stück zu einer wilden Müllkippe mutiert ist. Massen von alten Autoreifen, vor sich hin modernde Teppiche, Kisten, Kästen und immer wieder gammelige Nahrung verunzieren die Strecke. „Als ich da nachgefragt habe, warum hier keine Ordnung geschaffen und der Mist weggeräumt wird, habe ich erfahren, dass für das Gelände am Rande der Autobahn Straßen NRW zuständig sei“, sagt Christiansen frustriert.
Weiter oben, ein Stück von der A 46 entfernt gibt es einen weiteren großen Platz, der von Gebüsch umsäumt wird. Auch der dient rücksichtslosen Zeitgenossen als Platz zum Entsorgen von häuslichem Abfall, mal verpackt, mal in Müllsäcken, die zum Teil aufgeplatzt sind und für die ungeliebten Nager und Allesfresser ein wahres Eldorado sein müssen.
Gleichfalls ein Anlass, der Christiansen die Zornesröte ins Gesicht treibt und oft zum Himmel stinkt.
„Wer jetzt wofür zuständig ist, ist mir völlig egal“, sagt Christiansen. „Ich möchte einfach, dass der Müll entsorgt wird und man nicht ständig Sorge haben muss, dass einem die Ratten ins Haus laufen.“