On Tour Im Auto von Wuppertal bis Wladiwostok
Dirk Rummel hat fast alle Städte zwischen seiner Heimat und Japan erfahren und dabei viele überraschende Begegnungen gemacht.
Wuppertal. Start Wuppertal, Ziel Wladivostok. In zwei Etappen legte Dirk Rummel insgesamt 30 000 Kilometer quer durch Russland mit dem Auto zurück. Der direkte Weg blieb dabei auf der Strecke. Eingestiegen ist er vor drei Jahren vor seiner Haustür, um seine Zwischenstation Kasan zu erreichen. Im vergangenen Jahr stieg er genau dort wieder ein, um seine Reise durch den ungezähmten Osten fortzusetzen.
„Dazu habe ich Freunde aus Weißrussland überzeugen können, mich zu begleiten. Sie haben auch das Auto besorgt, denn in einem Leihwagen wäre das ganze Unternehmen sehr kostspielig geworden“, berichtet Dirk Rummel. Als Lehrer investierte er seine gesamten Sommerferien in den Traum, Asien zu erfahren. Es hat ihn gereizt herauszufinden, was Mensch und Maschine leisten können. „Das war mein Wunsch, seit ich 1991 mit der Transsibirischen Eisenbahn unterwegs war. Damals ist die Idee gereift, mir das riesige Land genauer anzusehen.“
Den ersten Teil der abenteuerlichen Reise legte er mit dem eigenen Auto zurück. „Das war allerdings mit den deutschen Kennzeichen am Zoll nicht immer ganz einfach. Die weißrussischen Nummernschilder haben das diesmal erheblich vereinfacht“, berichtet der 50-Jährige. Ihn treibt die Neugier auf Neues dazu, die Winkel der Welt zu entdecken, die nicht jeder Ferienflieger ansteuert. „Ich liebe es exotisch.“ Einmal hat er bereits die Sahara durchquert, den Amazonas von Brasilien bis Peru erkundet und vor dem Sturz des Gaddafi-Regimes Libyen bereist. „Vieles ist aufgrund der politischen Lage gar nicht mehr möglich“, sagt Dirk Rummel.
Auf verbotene Städte stieß er auch in Russland. „Rund um Krasnojarsk gibt es noch militärisches Sperrgebiet und um ins Vier-Länder-Eck China, Russland, Mongolei und Kasachstan zu kommen, brauchten wir eine Geheimdienstgenehmigung.“ Komplett orientierungslos verlief die Fahrt nach Akademgorodok. „Plötzlich waren alle fünf Navigationsgeräte schwarz, es gab keine Schilder, keine Hinweise. Wir haben uns bei den Leuten durchgefragt und sind trotzdem angekommen“, berichtet der Wuppertaler. Die Wissenschaftlerstadt bei Novosibirsk empfand er als wenig eindrucksvoll. „Das war kein moderner Uni-Standort und es gab da auch nichts Besonderes zu sehen.“
Deutlich faszinierender erlebte er die Millionenmetropole Kasan mit ihrer blühenden islamischen Kultur. „Dort gibt es Moscheen wie der Taj Mahal, nur viel größer — und niemand weiß davon.“ Als Zentrum des Tibetischen Buddhismus hat ihn Ulan-Uhde begeistert, Birobidzan als jüdische Enklave ganz im Osten oder Blagovescensk, wo Russen und Chinesen gemeinsam einen gigantischen Weltraumbahnhof bauen. „Die Reise hat mein Bild von Asien abgerundet. Nun kenne ich fast alle Städte zwischen Wuppertal und Japan.“
Unterwegs hat er aber auch die Weite genossen und die Gedanken schweifen lassen. „Wenn in Sibirien die nächste Stadt 2000 Kilometer weit weg ist, macht das gelassen. Für dieses Land braucht man einfach Zeit.“ Die Menschen hat Dirk Rummel als sehr offen und herzlich empfunden. „Sie sind uns sehr ähnlich. Wir hören die gleiche klassische Musik, sie kennen unsere Märchen, der kulturelle Hintergrund ist sehr ähnlich.“ Überrascht hat ihn, wie weit die deutsche Sprache dort noch verbreitet ist. „Bis zur chinesischen Grenze haben wir Leute getroffen, die deutsch sprachen.“ Mitten in Sibirien traf er einen Jäger am Wegesrand, der Bärenfelle verkaufte. Als er hörte, woher Dirk Rummel stammt, stimmte er spontan „Oh Tannenbaum“ an. „Das war wirklich unglaublich.“