Wohnen Immobilienpreise in Wuppertal ziehen kräftig an
Wuppertal · In Wuppertal gab es im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz von 833 Millionen Euro. Alte und neue Eigentumswohnungen sind besonders gefragt.
Auf dem Immobilienmarkt in Wuppertal wurden 2018 Rekordumsätze verzeichnet. 833 Millionen Euro wurden insgesamt mit Einfamilienhäusern, Doppelhaushälften, Eigentumswohnungen oder Mehrfamilienhäusern umgesetzt. Das ist der höchste bisher vom Gutachterausschuss für Grundstückswerte in der Stadt Wuppertal ermittelte Wert seit Beginn der Aufzeichnungen vor 50 Jahren. Die Anzahl der verkauften Immobilien und Zwangsversteigerungen stieg dabei im Vergleich zum Vorjahr nur relativ leicht um 2,4 Prozent auf 3679 Fälle.
Die Zahl der Immobilien, die per Gerichtsbeschluss unter den Hammer kommen, sind stark rückläufig. 2012 waren es 295 Versteigerungen, 2017 149 und 2018 noch 89 Objekte. Schnäppchen sind bei Zwangsversteigerungen kaum noch zu machen, da diese Immobilien zumeist zum vollen Verkehrswert den Besitzer wechseln.
Win-Win-Situation für Käufer und Verkäufer
Sieger oder Verlierer gibt es momentan nicht: Käufer und Verkäufer dürfen aufgrund der Marktlage und der anhaltenden Niedrigzinsphase mit zufriedenstellenden Abschlüssen rechnen. Verkäufer erzielen steigende Preise, die in Wuppertal seit 2011 um 30 bis 40 Prozent angezogen haben. Die Käufer hingegen schätzen die Immobilien als Wertanlage, das Mehrfamilienhaus erfüllt die Funktion als Sparbuch mit Zinsen. Und da die Nachfrage das Angebot auf Dauer übersteigen dürfte, werden die Preise bei Einfamilienhäusern und Mehrfamilienhäusern voraussichtlich auch in den kommenden Jahren anziehen.
In die Berechnungen des Gutachterausschusses, einer Behörde des Landes NRW, flossen alle 2018 getätigten Immobiliengeschäfte in Wuppertal ein. Alle abgeschlossenen Kaufverträge müssen den aktuell 22 unabhängigen Gutachtern per Kopie vorgelegt werden. „Daher beruhen die Aussagen des Gutachterausschusses auf gesicherten Daten“, sagt Ricarda Baltz, Vorsitzende Geschäftsführerin des Gutachterausschusses.
Bei den klassischen Reihenhäusern stieg der durchschnittliche Wiederverkaufswert aller Verkäufe 2018 um 20 000 Euro auf 245 000 Euro, bei den Doppelhaushälften um 25 000 Euro auf 285 000 Euro.
Doch nicht nur zukünftige Hausbesitzer müssen tiefer in die Tasche greifen: Bei Eigentumswohnungen beträgt der Preisanstieg acht bis zehn Prozent. Besonders gefragt sind kleine und ältere Wohnungen, für die im Schnitt zehn Prozent mehr als im Vorjahr verlangt und bezahlt wurden. Der Durchschnittspreis pro Quadratmeter Eigentumswohnungen liegt bei 1260 Euro (höchster Wert seit 1980). Der Verkauf von Eigentumswohnungen ist das größte Marktsegment auf dem „Käufermarkt“ in Wuppertal, der von einer starken Nachfrage geprägt ist. Knapp 60 Prozent aller Verkäufe betreffen neue oder gebrauchte Eigentumswohnungen. Bei den Neubauten betrug der durchschnittliche Preis pro Quadratmeter 3070 Euro (2,7 Prozent mehr als im Vorjahr).
„Es wird mehr gesucht als angeboten“, sagt Ricarda Baltz, und fasst so den Trend der vergangenen Jahre zusammen, der sich 2018 deutlich verstärkt hat. Werden Wohnungen oder Häuser zum Verkauf angeboten, dann sind sie schnell wieder vom Markt. Dass sich eine Immobilienblase entwickeln könnte, zeichne sich trotz des Booms nicht ab, sind Ricarda Baltz und Holger Wanzke, Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses, überzeugt. „Preise, die in Wuppertal für eine Penthouse-Wohnung verlangt werden, zahlt man in Düsseldorf schon für eine Kellerwohnung“, sagt Holger Wanzke schmunzelnd. Das sei der Vorteil des ansonsten unvorteilhaften und ungerechtfertigt schlechten Rufes der Stadt.
Mit relativ moderaten Preisen und bei einem Leerstand von immer noch rund fünf Prozent aller Mietwohnungen bietet der Markt in Wuppertal allerdings in den kommenden Jahren noch einige Luft nach oben. In das Blickfeld der großen Haie und Heuschrecken in der Branche scheint Wuppertal aber aktuell nicht geraten zu sein. 59 Prozent der Umsätze auf dem Immobilienmarkt stammen aus Verkäufen innerhalb Wuppertals, 26 Prozent aus NRW ohne Wuppertal, 13 Prozent aus Deutschland ohne NRW und lediglich 2,5 Prozent aus dem Ausland (Türkei, Österreich, Schweiz, Russland).
Problematisch ist die geringe Zahl der verfügbaren unbebauten Grundstücke in Wuppertal. 2017 wurden 202 Grundstücke verkauft, 2018 waren es nur noch 189 bei einem Preisanstieg von sechs Prozent.