Es kommt im Wahljahr 2025 nicht mehr so ganz oft vor, dass SPD-Oberbürgermeister Frank Meyer im Stadtrat lebhaften Beifall vom ganzen Hause erhält. Bei der jüngsten Ratssitzung im Seidenweberhaus war das freilich gleich bei Tagesordnungspunkt 5 („Mitteilungen und Eingänge“) der Fall: Da berichtete Meyer, dass er mit einer ganz kleinen Delegation in die Ukraine reisen wird, um erstmals Krefelds Partnerstadt Kropyvnytskyi zu besuchen.
Im Rat am vergangenen Mittwoch sagte Meyer, er wolle damit auch im Namen des Rates der Stadt Krefeld das klare Signal setzen, weiter an der Seite der Ukraine zu stehen. Das war vor dem unsäglichen Empfang, den US-Präsident Trump und sein Vize Vance dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj in Washington im Weißen Haus bereiteten. Meyer dazu: „Ich war entsetzt über das Verhalten von Donald Trump. So geht man nicht miteinander um – und schon gar nicht mit dem Präsidenten eines Landes, das als souveräner Staat von einer feindlichen Macht überfallen wurde. Dieses Ereignis muss uns darin bestärken, in Europa eng zusammenzustehen und die Ukraine entschlossen zu unterstützen.“
„Ich will die Stadt und die Akteure vor Ort besser kennenlernen“
Am kommenden Sonntag ist es nun soweit, dann brechen die Krefelder zu einer alles andere als alltäglichen Dienstreise auf. Schon die Anreise über Polen mit Flugzeug, Zug und Auto war in der Planung alles andere als trivial und dürfte in der Umsetzung strapaziös werden. Warum hat Meyer sich diesen ja durchaus auch gefährlichen Trip in ein akutes Kriegsgebiet so fest vorgenommen? „Ich möchte mir vor Ort ein eigenes Bild von der Situation machen, in der die Menschen derzeit leben.“ Und weiter sagt der OB: „Ich habe immer gesagt, dass wir eine Partnerschaft auf Augenhöhe wollen. Das funktioniert nur, wenn wir die Stadt und die Akteure vor Ort besser kennenlernen. Darüber hinaus sehe ich die Reise als politisches Signal und angesichts der aktuellen Weltlage auch als sichtbaren Schulterschluss: Wir lassen die Ukraine, die als friedliches, demokratisches und souveränes Land vom Aggressor Russland angegriffen wurde, nicht alleine und leisten auch als Kommunen unseren Teil.“
Im September 2023 hatte Krefeld gemeinsam mit seiner langjährigen niederländischen Partnerstadt Venlo im Krefelder Rathaus einen Partnerschafts- und Kooperationsvertrag mit der Stadt in der Zentralukraine unterschrieben. Im November 2024 war dann Andrij Rajkowytsch, der Bürgermeister von Kropyvnytskyi und Leiter der regionalen Militärverwaltung Kirowohrad, zu Gast in Krefeld. Er berichtete über die Lage vor Ort und dankte für die Geld- und Sachspenden, die in den vergangenen Monaten aus Krefeld und Venlo nach Kropyvnytskyi gegangen waren.
Zudem sprach Andrij Rajkowytsch eine offizielle Einladung zu einem Gegenbesuch aus. Der steht nun an und dabei wird Frank Meyers mit dem Amtskollegen Rajkowytsch und mit den lokalen Fraktionsvorsitzenden sowie Vertreterinnen und Vertretern des Stadtrats von Kropyvnytsky auf der Agenda.
Meyer wird einen Abend und einen vollen Tag in der ukrainischen Partnerstadt verbringen, das Programm ist mit acht offiziellen Programmpunkten (ohne gemeinsame Essen) umfangreich und eng getaktet.
Unter anderem werden die Krefelder Besucher mit Bürgermeister Rajkowytsch und den lokalen Fraktionsvorsitzenden sowie Vertreterinnen und Vertretern des Stadtrats zusammenkommen. Im Anschluss besucht die Delegation zum Beispiel eine Schule, ein Freiwilligenzentrum und das Theater von Kropyvnytskyi. Auf einem Friedhof sollen schließlich gemeinsam Blumen für gefallene Soldaten niedergelegt werden. Nach seiner Rückkehr nach Krefeld wird Frank Meyer die Öffentlichkeit über seine Eindrücke in der Ukraine unterrichten.