In der alten Bandfabrik ist der Rosenzyklus jetzt der Blickfang
Das ehemalige Fabrikgebäude an der Wiescher Straße ist ab sofort auch Ausstellungsraum. „A Place is born“ ist bis 12. November zu sehen.
Kunst verwandelt. Vor allem die Räume, in denen sie Wirkung entfaltet. Früher liefen in der Bandfabrik an der Wiescher Straße die Webstühle. Jetzt ist das ehemalige Fabrikgebäude auch ein Raum für Kunst. Titel der ersten Ausstellung: „A Place is born“. Nach dem 4. und 5. November öffnet sie noch einmal am kommenden Wochenende. Ermöglicht haben sie Michael Schuster und Birte Wiemann.
Seit vergangenem Jahr bewohnt das Paar das Loft in der zweiten Etage des Gebäudes. Die Etage darunter haben sie zum Ausstellungsraum umgestaltet. Dort steht ein kleiner Webstuhl als Erinnerung an die alten Zeiten. Bei „A Place is Born“ stellen Sibylle Pieper, Christoph Goldberg und Günter Scholten aus. Das Künstlertrio teilt sich ein Gemeinschaftsatelier in Bochum.
Für seine Bilder sei der neue Kunstraum in Wichlinghausen ideal, sagt Günter Scholten. Gut 300 Quadratmeter Fläche, hohe Decken, großzügige Fensterfront — der Raum habe Museumsqualitäten. Seine Arbeiten bringen kräftige Farben an die neutral weißen Wände. Scholtens Ausgangspunkt sind immer Fotos. Durch Kamerafilter betont er einzelne Farbtöne. Zweiter Schritt ist das Übermalen der Aufnahmen mit Lacken. So entstehen Unikate, deren Ausdruck sich je nach Lichteinfall verändert. Am liebsten ordnet der Künstler sie in Paaren oder Serien an. Blickfang ist Scholtens Rosenzyklus. Von Bild zu Bild wechselt die Verteilung der Grundfarben Rot, Blau und Gelb. Bis das letzte Bild zum Muster des ersten zurückkehrt und einem Gertrude Steins Mantra einfallen mag: „Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.“
Mit dem Material ihrer Skulpturen können Sibylle Pieper und Christoph Goldberg einen Bogen schlagen — zurück zu den alten Webstühlen aus Holz und Metall. So sind im Raum Piepers Holz-Objekte verteilt. Manche ragen als Stelen in die Höhe, andere liegen wie fantastisch große Früchte oder Nüsse auf dem Boden. Verbindendes Element sind die Quadrat-Muster, die die Künstlerin eigenhändig mit der Kettensäge ins Holz schneidet.
Entlang der Fensterfront hat Christoph Goldberg seine Skulpturen aus Stahl aufgestellt. Stier-Statuen mit ausladenden Hörnern wirken wie Idole einer archaischen Religion. Neben kraftstrotzender Vitalität zeigt Goldberg aber auch die Schönheit der Form. „Dancing Waves“ (Tanzende Wellen) nennt er ein Figurenpaar. Vielleicht ist es aber auch Widderhörnern nachgebildet.