Finanzen Commerzbank-Kunden nehmen trotz Coronakrise mehr Ratenkredite auf

Wuppertal · Die Commerzbank AG hat im zweiten Quartal 2020 trotz deutlich höherer Belastungen aus dem Risikoergebnis einen operativen Gewinn von 205 Millionen Euro erzielt. Die Coronakrise und ein Kreditausfall von 175 Millionen Euro „in einem großen Einzelfall“ - dabei dürfte es sich um einen 200-Millionen-Kredit an Wirecard handeln, den die Bank zum großen Teil abschreiben muss – trüben die Bilanz.

Die Commerzbank konnte trotz der Coronakrise mehr Ratenkredite vermitteln.

Foto: dpa/Marius Becker

Die Bilanz der Commerzbank Niederlassung Wuppertal ist dagegen von derartigen Faktoren ungetrübt.

Die Commerzbank habe sich in einem schwierigen Marktumfeld erfolgreich behauptet. „Obwohl die erste Jahreshälfte 2020 von der Corona-Pandemie und ihren negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft geprägt war, haben wir unseren Wachstumskurs in der NL Wuppertal fortgesetzt. In den ersten sechs Monaten konnten wir netto 1184 neue Kunden gewinnen“, sagt Oliver Bormann, Leiter der Commerzbank Niederlassung Wuppertal.

Die Commerzbank betreut nach eigenen Angaben im Bergischen Land 164 684 Privat- und Unternehmerkunden. In den vergangenen Jahren hatte die Bank vor allem mit dem Angebot eines kostenlosen Girokontos punkten können.

Einen Großteil der neuen Kunden habe die Commerzbank über digitale Kanäle gewinnen können. Wie in anderen Branchen hat die Coronakrise die Digitalisierung beschleunigt. „Das Kundenverhalten hat sich stark verändert. Jeder dritte Kunde nutzt die digitalen Kanäle nun intensiver als vorher“, sagt Oliver Bormann. Das gelte insbesondere für das Mobile Banking.

Deutschlandweit habe die Banking-App der Commerzbank mehr als 1,5 Millionen aktive Nutzer und damit so viele wie nie zuvor. In der Niederlassung Wuppertal stieg die Zahl der Nutzer seit Jahresbeginn um 8,7 Prozent. Gleichzeitig baut die Commerzbank die Leistung ihrer Banking-App weiter aus: Ab sofort können Nutzer auch mobil Wertpapiere kaufen und verkaufen.

Das Firmenkundengeschäft zeigt vergleichbare Trends. „Der Bedarf nach elektronischer Zahlungsabwicklung ist eindeutig gestiegen, so beim Thema eRechnung,“ sagt Jochen Welling, Leiter Firmenkunden in Wuppertal, Solingen und Remscheid. Seit Anfang 2020 kooperiert die Commerzbank mit dem E-Invoicing-Fintech crossinx. Zusammen mit dem Experten bietet sie Lösungen rund um den elektronischen Austausch von Bestell- und Rechnungsinformationen an. Laut Angaben der Bank können die Prozesskosten um bis zu 80 Prozent im Vergleich zu klassischen papierbasierten Rechnungsabläufen gesenkt werden.

In der Coronakrise haben viele Unternehmen einen hohen Beratungs- und Kreditbedarf. Insgesamt hat die Commerzbank seit Mitte März bundesweit rund 21 000 Finanzierungsanfragen von Firmen- und Unternehmerkunden erhalten. Mehr als die Hälfte davon betrafen KfW-Programme.

„Mit 431 Kreditanfragen waren auch unsere Berater im Bergischen Land stark nachgefragt“, sagt Jochen Welling. Ein Volumen von 95 Millionen Euro hat die Niederlassung Wuppertal an Finanzierungen bereitgestellt. Weitere Unterstützung leiste die Bank für die heimische Wirtschaft mit Stundungen und Tilgungsaussetzungen.

Auch in Krisenzeiten wird investiert. „Viele Kunden haben die niedrigen Zinsen genutzt“, sagt Oliver Bormann. „In der Niederlassung Wuppertal wurden Baufinanzierungen in Höhe von 169 Millionen Euro vergeben. Das sind 7,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.“ Zudem hätten viele Kunden die niedrigen Zinsen genutzt, um über einen Ratenkredit beispielsweise Renovierungen zu finanzieren oder Möbel zu kaufen.

„Es wurden Ratenkredite in Höhe von 27 Millionen Euro vergeben. Das sind 17,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.“ Am Kapitalmarkt seien seit Mai deutliche Erholungstendenzen zu erkennen, auch wenn konjunkturell das Niveau vor der Corona-Pandemie nicht vor Sommer 2022 zu erwarten sei.