Ferien-Klassiker In historischen Bahnen durchs idyllische Kaltenbachtal
Die Bergischen Museumsbahnen laden kommenden Sonntag zum Fahrtag ein.
Wuppertal. In der viergleisigen Wagenhalle stehen fein aufgemöbelte historische Schätzchen neben angerosteten Straßenbahngerippen, in denen sich das Werkzeug stapelt. „Wir machen hier alles selbst, nur polstern kann keiner von uns“, erzählt Michael Schumann, Vorsitzender des Vereins Bergische Museumsbahnen (BMB), während er langsam von einen Bahn zur anderen geht.
Dass Polstern das geringste Problem ist, zeigt sich an einem von hunderten Details, die Michael Schumann erklärt: „Hier mussten wir neue Kabel einbauen. Damals wurden die noch mit Stoff ummantelt.“ Ginge es nach dem Denkmalschutz, müsste das auch heute noch gemacht werden. Aber möglichst viele Bahnen sollen ja für die Museumsstrecke ins Leben zurückgeholt werden. „Das dürfen wir also gar nicht. Und diesen Teil sieht man nach Einbau ohnehin nicht mehr. So müssen wir immer zwischen Denkmalschutz und Fahrtauglichkeit abwägen.“
Wir, das sind die knapp 40 aktiven Mitglieder des Vereins, der seit 1969 besteht. Damals taten sich sieben Gründer zusammen, die nach einer Welle von Streckenstilllegungen im Bergischen Städtedreieck Wuppertal-Solingen-Remscheid Straßenbahnen vor der Verschrottung retten wollten. Sie kauften einige Trieb- und Beiwagen auf und träumten davon, diese irgendwann wieder auf die Gleise zu bringen. Als die Strecke der Linie 5 nach Solingen stillgelegt wurde, sahen die Bahnfreunde ihre Chance gekommen und pachteten diese 1973.
Bis die ersten Besucher befördert werden konnten, sollte es aber noch knapp 20 Jahre dauern. Heute gehört eine Fahrt mit der Museumsbahn zu den Ferienklassikern im Bergischen. An guten Fahrtagen werden bis zu 500 Besucher befördert.
Die Strecke führt durchs idyllische Kaltenbachtal, vorbei am Industriedenkmal Manuelskotten, das noch ein eigenes Wasserrad betreibt, bis zum Naturfreundehaus. Es gibt insgesamt fünf Haltestellen. An jeder kann man aus- und zusteigen. „Viele fahren mit uns zum Naturfreundehaus hoch und wandern dann herunter“, erzählt Michael Schumann.
Die Fahrt dauert 30 Minuten und kommt ohne Schnickschnack aus. Wenn eine der fünf derzeit aktiven Bahnen gemächlich durch das teils undurchdringliche Grün tuckert, kann das für den einen aufregend, für den anderen aber auch einfach wunderbar entspannend und zeitlos sein. „Wir haben hier sehr viele Familien. Deutlich mehr als Nostalgiker“, sagt der Vorsitzende erfreut.