Wuppertal Internationale Ermittlungen: Wuppertal als Drehkreuz für Drogenschmuggel
Kommissariat schnappte Schmuggler, die Drogen durch ganz Europa brachten. Wuppertal war das Drehkreuz.
Wuppertal. „Das war schon ein Sechser im Lotto.“ Die Beamten des Wuppertaler „Kommissariats für qualifizierte Ermittlungen“ sind stolz auf ihren Fang: Am 21. Juni konnten sie gemeinsam mit Kollegen in mehreren europäischen Ländern zahlreiche Verdächtige dingfest machen, die an einem umfangreichen professionellen Drogenschmuggel über Wuppertal quer durch den Kontinent beteiligt gewesen sein sollen.
Um drei Uhr morgens schellten die Ermittler an 13 Objekten in Wuppertal, zudem an weiteren Objekten in Remscheid, Duisburg, Nettetal, Meerbusch, Venlo und Rotterdam. Rund 200 Beamte waren im Einsatz: uniformierte Polizisten, Kripo-Beamte, IT-Spezialisten und Hundeführer mit Drogenspürhunden. Zuvor hatte es ähnliche Aktionen in Dänemark und Schweden gegeben.
In Wuppertal wurden sechs Personen festgenommen — Männer und Frauen, die bisher nach außen bürgerlich lebten. Eine weitere Person nahmen die Beamten am Düsseldorfer Flughafen fest. Insgesamt gibt es 16 Verdächtige, davon elf aus Wuppertal. In den durchsuchten Objekten fanden die Beamten 90 Kilo Amphetamine im Wert von 150 000 Euro, 20 Kilo Kokain im Wert von 600 000 Euro und eine Marihuana-Plantage mit etwa 420 Pflanzen.
Dazu stellten sie Plantagenzubehör, Handys, Computer und Unterlagen sicher sowie sechs hochwertige Fahrzeuge, darunter zwei Porsche 911, ein Porsche Panamera und ein Motorrad Harley Davidson. In den Autos fanden sich ausgeklügelte Drogenverstecke. Beschlagnahmt wurden auch 110 000 Euro Bargeld und zwei Uhren im Wert von 500 000 Euro.
Die gemeinsame Aktion „war schon eine logistische Meisterleistung“, sagt einer der beteiligten Beamten, die ihre Namen nicht in der Zeitung lesen möchten. Vorausgegangen waren Ermittlungen seit Oktober 2016. Da hatte Dänemark ein Rechtshilfeersuchen gestellt, wollte Aussagen eines Verdächtigen prüfen lassen, die nach Wuppertal führten. Per Zufall ergab sich eine weitere Aussage, die dazu passte. Die Ermittlungsergebnisse reichten im Juni 2017, dass „verdeckte Maßnahmen“ möglich waren.
Was konkret passierte, soll nicht bekannt werden. Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert bleibt allgemein: „Standard ist observieren, Telefon überwachen, verdeckte Ermittler losschicken und Informanten finden.“
Schließlich reichten die gefundenen Hinweise so weit, dass der gemeinsame Zugriff geplant wurde. „Da macht man einen richtigen Schlachtplan“, sagt ein Kommissar. „Man überlegt, welche Länder sind beteiligt, welche Behörden müssen einbezogen werden.“ Die Wuppertaler ließen sich über Europol und Verbindungsbeamte in den beteiligten Ländern den zuständigen Kollegen vorstellen. „Persönlicher Kontakt ist wichtig“, heißt es einmütig. Denn jedes Land hat andere Rechtsvorschriften, die jeweils eingehalten werden müssen. Die jeweiligen Dienststellen instruierten ihre Beamten. Jeder habe genug gewusst, um seine Arbeit tun zu können. Den Gesamtüberblick habe aber nur eine kleine Gruppe gehabt.
Fertig sind die Ermittler noch lange nicht. Jetzt müssen sie das Material analysieren, die Beschuldigten vernehmen, alles auswerten — bis am Ende eine Anklage steht.