Volkshochschule Corona-Lockdown in der VHS überschattet den Start in den neuen Job
Elberfeld. · Jan Niko Kirschbaum ist seit März Leiter des Fachbereichs Politik, Geschichte, Umwelt. Der Historiker schätzt die Vielfalt des Jobs. Corona sorgte für einen ungewöhnlichen Arbeitsbeginn.
Am 2. März hat Jan Niko Kirschbaum seine Tätigkeit an der Bergischen Volkshochschule (VHS) begonnen, doch was auch immer sich der promovierte Historiker für den Start vorgenommen hatte, ein tückisches Virus hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Das war sicherlich alles nicht so, wie man sich das vorstellt“, räumt der neue Leiter des Fachbereichs Politik, Geschichte, Umwelt der VHS ein. Zwei Wochen nach seinem Amtsantritt musste die VHS ihren Betrieb einstellen. Mittlerweile laufen – mit den entsprechenden Hygieneauflagen – zwar wieder einige Veranstaltungen, von einer Rückkehr zur Normalität ist die Bildungseinrichtung aber noch weit entfernt.
Kontakt zu Kollegen leidet in Pandemie-Zeiten
Es sind also durchaus interessante Zeiten, in denen der 34 Jahre alte Kirschbaum seine neue Tätigkeit angetreten hat. Er ist Nachfolger von Detlef Vonde, der in diesem Frühjahr in den Ruhestand gegangen ist. Wegen der Schließung der VHS habe er bisher nur wenig Möglichkeiten gehabt, Veranstaltungen zu besuchen. „Viel habe ich da leider noch nicht gesehen“, bedauert er. Auch die Kontakte zu den neuen Kolleginnen und Kollegen konnten noch nicht so geknüpft werden, wie es in Pandemie-freien Zeiten möglich und erwünscht gewesen wäre.
Mit dem neuen Job wechselt Kirschbaum auch vom akademischen Umfeld in die Erwachsenen- und Familienbildung. Zuvor war er sechs Jahre lang wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichtswissenschaften der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, im April 2019 wurde er promoviert: mit einer Dissertation über Erinnerungszeichen, Denkmäler und Mahnmale an die NS-Zeit und den Zweiten Weltkrieg.
An seinem neuen Job reize ihn die „Heterogenität des Publikums und die vielen unterschiedlichen Hintergründe und Meinungen“, die zu den Veranstaltungen kämen, erzählt Kirschbaum. Es sei „spannend, wie breit die Volkshochschule aufgestellt ist“ und wie unterschiedlich die Menschen seien, die dort hinkämen.
Noch ist auch für Kirschbaum unklar, wie genau es im Herbst ins neue Semester geht. Derzeit prüfe man, inwieweit man Formate auf eine digitale Ebene setzen könne, erzählt er.
Zugleich starten aber auch die Präsenzveranstaltungen. „Seit es die Coronaschutzverordnung ermöglicht, nahmen und nehmen wir solche Veranstaltungen wieder auf“, sagt die stellvertretende VHS-Leiterin Angelika Schlemmer. Wann ein Regelbetrieb ohne Einschränkungen möglich ist, sei derzeit noch unklar. Das sei umso bedauerlicher, da die VHS „ein Ort der Begegnung“ sei. „Der soziale Kontakt ist uns wichtig“, betont Schlemmer.
Kirschbaum ist überzeugt, dass trotz aller Vorteile der digitalen Vernetzung nicht jedes Bildungsangebot einfach online gestellt werden kann. Gerade Diskussionen und Vorträge lebten von Präsenz und einem „Vertrauensverhältnis“ zwischen Vortragenden und Publikum, das sich leichter im analogen Miteinander einstellt. „Wir erreichen bei einem Online-Angebot nicht dasselbe Publikum wie bei einer Präsenzveranstaltung.“
Das betrifft auch das Flaggschiff des Fachbereichs, die „Politische Runde“, die seit fast 60 Jahren hochkarätige Gäste zu aktuellen Themen einlädt. Am 15. Juni steht der nächste Termin an: Stadtdirektor Johannes Slawig und Sozialdezernent Stefan Kühn werden über Corona und die Folgen sprechen. Wegen der Hygieneauflagen allerdings ohne Publikum, dafür live ab 20 Uhr per Audio-File.
Laut Angelika Schlemmer zählt Kirschbaums Fachbereich nach den Sprachen zu einer der beliebtesten Sparten an der VHS. „Der Fachbereich Politik, Geschichte, Umwelt ist eine wichtige und unverzichtbare Säule der Arbeit der Bergischen Volkshochschule.“