Jugendliche engagieren sich für die Wupper
Daniel Freund und seine Freunde putzen seit kurzen das Flussufer. Für sie ist das ein gemeinsamer Freizeitspaß — und ganz normal.
Elberfeld. Es gibt Leute, die sagen, die engagiertesten Wuppertaler sind die zugezogenen. Das könnte man auch bei den Wupperpaten am Gutenbergplatz denken. Denn einige von ihnen kommen aus Berlin, Bielefeld, Essen, Madgeburg, Essen oder Remscheid. Daniel Freund und eine Gruppe von 15 bis 20 Freunden putzen die Wupperufer — und auch mal den Gutenbergplatz nebenan.
Freund (26) hat das ganze organisiert. Wan Poschadel (23), Gerda Schmoldt (26), Leon Selent (21), Carolin Scheer (23) und Julia Bieber (23) sind unter anderen mit dabei. Nachdem Freund mit Arbeitskollegen am Wupperputz teilgenommen hatte, dachte er sich, das reiche doch nicht. „Es ist schade, dass das nur einmal im Jahr stattfindet. Das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagt er. Er hat sich schlau gemacht, wie er sich engagieren kann und ist bei dem Verein Neue Ufer gelandet.
Er und seine Freunde sind in einer Whatsapp-Gruppe verbunden und stimmen sich darüber ab. Einen festen Termin gibt es nicht. „Wenn vier oder fünf können, dann treffen wir uns“, sagt Gerda Schmoldt. Dann steigen die Wupperpaten über den Zaun, die Leiter hinab und mit Anglerhosen in die Wupper. „Die haben sich einige von uns extra gekauft“, sagt Wan Poschadel. Und dann stapfen sie durchs Wasser, bis alles weg ist, was sie finden können. Das sind Schilder von Baustellen, kleine Vasen oder auch ganze Mülltonen — neben dem üblichen Müll eben. „Man muss aber schon mit Frustration umgehen können“, sagt Schmoldt. Wenn man wiederkäme, sei alles wieder voll.
Das kann mitunter schnell gehen. Denn die Freunde treffen sich regelmäßig auf dem Gutenbergplatz, viele wohnen nicht weit weg. Der Platz ist ihr Treffpunkt. „Wir sind hier jeden Freitag mit den ganzen Azubis“, sagt Leon Selent, den sie alle Pedda nennen. „Manchmal sind wir mit 50 Leuten hier“. Sie nähmen aber ihren Müll wieder mit, versichern sie.
Das Team um Daniel Freund nimmt den Umweltschutz ernst, ohne fanatisch zu sein. Sie haben eben Spaß dabei. Das merkt man, wenn man sie trifft. Und ihr Engagement ist keine große Sache für sie. Sie wundern sich vielmehr über die Aufmerksamkeit. Sie zeigen, was selbstverständlich sein sollte: Habt Spaß, macht ruhig auch Müll, aber nehmt ihn wieder mit. Für sie ist das ganz normal. Immerhin gehe es um ihren Wohnort, ihre Nachbarschaft.
Sie kennen das so von zu Hause. Und sie verstehen nicht, warum es nicht normal ist, darauf zu achten, den Müll wegzuräumen. „Vielen fehlt vielleicht das Auge dafür“, meint Schmoldt. Und Carolin Scheer sieht vor allem bei Jugendlichen da einen gewissen „Coolness-Faktor“, der eine Rolle spiele.
Nicht so bei den Wupperpaten. Vielleicht, weil sie alle aus anderen Städten kommen, die anscheinend besser aussehen. „Wuppertal ist extrem dreckig“, sagt Leon Selent, der aus Essen kommt. Daniel Freund aus Madgeburg, sieht das auch so — und sagt: „Magdeburg ist extrem sauber“ dagegen. Selbst Remscheid sei gepflegter, sagt Wan Poschadel. Da falle der Müll in Wuppertal eben auf.
Dajana Meier, Vorsitzende des Vereins, hat einige aus der Gruppe beim Stammtisch der Wupperpaten kennengelernt. Für sie ist das Engagement der jungen Leute nicht selbstverständlich. „Wir haben fast keinen in der Altersgruppe“, sagt sie. Und freut sich über den Zuwachs: „Solche Leute geben einem den Glauben an die Menschheit zurück.“