Jugger: Die wollen nur spielen
Ein Endzeitfilm aus dem Jahr 1989 liefert die Vorlage für eine martialisch anmutende Sportart — die im Gegensatz zum Kino aber ohne Verletzte bleibt.
Wuppertal. Es ist heiß auf der Hardt, die Nachmittagssonne brennt auf der Haut, als zwei Gruppen Jugger aufeinander zu stürmen. Während die Spieler ihre Pompfen schwingen und versuchen, sich gegenseitig auszuschalten, halten die Läufer sich geschickt hinter ihnen auf, um im richtigen Moment eingreifen zu können. Erst als fast alle Spieler auf dem Boden knien, versucht ein Läufer sein Glück. Er schnappt sich den Spielball und rennt zum gegnerischen Mal, wo er den ersten Punkt erzielt.
Was sich jeden Sonntag auf der Hardt abspielt, sieht für Außenstehende vielleicht ein wenig martialisch aus, ist aber in Wahrheit eine spannende Sportart, bei der es vor allem um Koordination, Schnelligkeit und Teamplay geht. Gespielt wird auf einem Spielfeld von 20 mal 40 Metern. Eine Mannschaft besteht aus fünf Spielern: einem Läufer und vier Kämpfern. Der Läufer ist unbewaffnet, die Kämpfer spielen mit den sogenannten „Pompfen“: Werden die Spieler von den Sportgeräten getroffen, müssen sie für einige Sekunden aussetzen. Ziel des Spieles ist es, den Spielball (Jugg), der in der Mitte des Spielfeldes liegt, in das gegnerische Mal zu befördern und so zu punkten.
Aufnehmen darf den Spielball aber nur der Läufer, weshalb er von seinen Mitspielern besonders geschützt werden muss. Zweieinhalb Minuten reine Spielzeit dauert eine Halbzeit (Brutto entspricht das 20 bis 30 Minuten), nach der die Spieler sichtbar erschöpft sind. „Das ist wirklich ein sehr schneller Sport“, erklärt Sarah Prinz (21), die das Wuppertaler Jugger-Team im vergangenen Sommer mitgegründet hat. In Anlehnung an die Spielgeräte nennen die Wuppertaler Jugger sich „Pompfritz“ und bestehen mittlerweile aus rund 20 Spielern, die mehr oder weniger regelmäßig zum Training auf die Hardt kommen.
„Wenn man einmal mitmacht, macht es ohne Ende Spaß“, erklärt Jan Weiler (21) seine Begeisterung für den Sport. Beinahe wöchentlich bekämen sie neue Mitspieler dazu, sagt er. Der Sport findet deutschlandweit immer mehr Anhänger. Etwa 40 aktive Teams gibt es inzwischen, schätzt Weiler. Immer wieder besuchen die sich auch gegenseitig, um gegeneinander anzutreten.
An diesem Tag zum Beispiel ist ein Jugger-Team aus Bochum auf die Hardt gereist, um Pompfritz auf die Probe zu stellen. Auffällig ist, dass es unter den Juggern nur wenige Frauen gibt. „Ich denke, das hat was mit der klassischen Rollenverteilung zu tun“, sagt Prinz. Denn Jugger sieht auf den ersten Blick nicht so aus, als wäre es ein Sport für Zartbesaitete. Doch das stimmt nicht so ganz. „Beim Spiel gibt es quasi keinen Körperkontakt und nur ganz kurze Berührungen mit den Spielgeräten“, sagt Weiler. „Ernste Verletzungen hat es bei uns noch nicht gegeben.“