Gesundheit Kampf gegen erblichen Krebs

Darmspezialistin Prof. Dr. Gabriela Möslein berät und behandelt im Helios Klinikum Patienten mit familiären Vorbelastungen.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Erblicher Brustkrebs ist seit der mutigen Offenbarung von Angelina Jolie kein Tabuthema mehr. „Leider gilt das noch nicht für die Erkrankung anderer Organe“, sagt Professor Dr. Gabriela Möslein, die an der Spitze des neu gegründeten Zentrums für erbliche Tumorerkrankungen im Helios Klinikum Wuppertal steht. „Falsche Scham gerade bei Darm- und Verdauungsproblemen führen dazu, dass die Patienten viel zu lange warten, bevor sie sich beraten lassen“, sagt die 56 Jahre alte Chirurgin. Sie ist Koloproktologin, also Darm-Spezialistin, und gilt laut Helios bundesweit als Kapazität auf dem Gebiet erblicher Krebserkrankungen. Aus ihrer Chefarzt-Position am St. Josephs-Hospital in Bochum ist sie nun nach Wuppertal gewechselt.

Als Verstärkung hat die Professorin den Privat-Dozenten Ralph Schneider mit nach Wuppertal gebracht. Ihr geht es dort vor allem um die Beratung und Behandlung der betroffenen Familien, in denen Krebserkrankungen vorgekommen sind. „Dazu sollte man einmal den familiären Stammbaum durchforschen. Dabei kann man feststellen, ob man die Veranlagung zu Tumorerkranken schon in die Wiege gelegt bekommen hat.“

Am Anfang stehen danach ein Beratungsgespräch und eine Blutuntersuchung, die oft schon Bedenken zerstreuen. „Im anderen Falle gibt es vielfältige Möglichkeiten der medikamentösen Vorsorge und Behandlung. Da erfordert jeder Fall ein anderes Vorgehen“, sagt Prof. Möslein.

Bei einer hundertprozentigen Krebs-Diagnose vor allem bei jungen Menschen rät sie zu einer Entfernung von Dick- und Enddarm — klingt furchterregend, ist jedoch eine Methode, die den Patienten anschließend ein völlig normales Leben ermöglicht.

„Aus dem eigenen Dünndarm wird eine Tasche gefertigt, die im Körper die entfernten Organe ersetzt. Die Operation wird nach der Knopfloch-Methode durchgeführt und hinterlässt lediglich in der Bikini-Zone eine kleine Narbe“, erklärt die Chirurgin, die, wie sie sagt, diese OP schon rund 500 Mal ausgeführt hat. „Ich bin sicher, dass wir eine erhebliche Verbesserung bei der Betreuung der betroffenen Familien leisten können.“