Spektakuläre Kriminalfälle Keine Chance gegen schnellsten Polizisten

Die flinken Beine von Manfred Kinder waren bekannt. Auch bei einem Ausbrecher.

Foto: Otto Krschak

Wuppertal. Manfred Kinder gehörte in den 1960er Jahren zu den besten Kurz- und Mittelstreckenläufern Deutschlands. Während Armin Harry, Manfred Germar oder Martin Lauer die Sprintstrecken beherrschten, sammelte das Ass des Wuppertaler SV auf der 400-Meter-Strecke Titel und Medaillen. Legendär sind seine Starts bei drei Olympischen Spielen mit der deutschen 4 x 400-m-Staffel. 1960 in Rom wurde das deutsche Quartett mit Kinder als Startläufer nur knapp vom US-Team geschlagen. Die beiden schnellsten Staffeln blieben unter dem damaligen Weltrekord. 1968 gewann Kinder mit der Staffel die Bronzemedaille.

Weniger bekannt ist, dass die läuferischen Qualitäten des hochdekorierten Sportlers auch in seinem Beruf als Polizist von Vorteil waren. So beendete Kinder 1965 den Fluchtversuch eines „Panzerschrankknackers“ aus Solingen, ohne dass er dabei auch nur außer Atem geriet.

„Im Vorbeilaufen erkannte ich Manfred Kinder. Weil ich gegen diesen Sprinter doch nichts zu bestellen habe, lief ich keinen Schritt weiter.“ Diese verblüffende Erklärung gab ein Ausbrecher, der im April 1965 einen Fluchtversuch am Wuppertaler Amtsgericht unternommen hatte. Er konnte sich damals von zwei Justizwachtmeistern losreißen. Vor dem Gebäude stieß er auf eine Polizeistreife, die gerade ihren Funkwagen verlassen hatte. Als der Ausbrecher den Olympiateilnehmer erkannte, blieb er wie angewurzelt stehen und ließ sich widerstandslos festnehmen.

Der Generalanzeiger berichtete damals unter der Schlagzeile „Ausbrecher gab auf, als er Manfred Kinder sah“. Die kuriose Geschichte endete für den Seriendieb und Einbrecher, dem 26 Straftaten im Bergischen Land nachgewiesen wurden, trotz seines trockenen Humors wenig erfreulich. Das Gericht verurteilte ihn am 1. Juli 1965 zu fünf Jahren Zuchthaus.