Kein Handlungsbedarf der Stadt Keine weitere Verkehrsberuhigung an der Wuppertaler Blutfinke

Wuppertal · Erich-Fried-Gesamtschule bereitet Aktionstag vor.

Elterntaxis sind für die Gesamtschule die größte Belastung.

Foto: dpa/Christoph Reichwein

Eine weitere Verkehrsberuhigung der Straße An der Blutfinke hält die Stadt nicht für nötig. Das hat das Ressort für Straßen und Verkehr nach dem Abschluss eines Prüfauftrags mitgeteilt, zu dem die Ronsdorfer Bezirksvertretung die Stadtverwaltung beauftragt hatte. Die Ergebnisse wurden nun in der Sitzung der Bezirksvertretung vorgestellt.

Die Straße An der Blutfinke in Ronsdorf hat eine besondere Stellung: Oberhalb des Stadtkerns gelegen, ist das Quartier vor allem mit Wohnbebauung versehen, doch es umfasst zudem eine städtische Tageseinrichtung für Kinder sowie das Gelände der Erich-Fried-Gesamtschule. Eine Ausnahme bildet das Unternehmen Robert Schröder, das Teile für die Autoindustrie herstellt und deren Lastwagen regelmäßig die Straße befahren; Busse ebenso. Das Tempolimit beträgt 30 km/h.

Eine Unfallhäufigkeit ist laut Polizei nicht gegeben

Der Wunsch von Bezirksvertretern sowie Angehörigen der Gesamtschule, die Straße als Fahrradstraße einzurichten und damit Radfahrern Vorrang vor Kraftfahrzeugen zu gewähren, wurde seitens der Stadt aufgrund zu hoher Verkehrsbelastung nicht empfohlen, zumal eine Unfallhäufigkeit nach Aussage der Wuppertaler Polizei nicht gegeben sei.

Weiteren verkehrsberuhigenden Maßnahmen insbesondere im Umfeld der Gesamtschule, erteilte die Stadt nun eine Absage. Eine Verkehrszählung habe ergeben, dass dort innerhalb von 24 Stunden rund 5000 Kraftfahrzeuge unterwegs seien, heißt es in der Vorlage des Ressorts Straßen und Verkehr. Dabei liege der Anteil des Schwerlastverkehrs bei etwa fünf Prozent, fasst Mitarbeiterin Ramona Blumenthal zusammen. Dies sei unter anderem damit begründet, dass über die Blutfinke das Gewerbegebiet auf Remscheider Stadtgebiet erschlossen werde.

Der Anteil des Radverkehrs betrage ebenfalls fünf Prozent. Oliver Wagner, Experte für Verkehrspolitik am Wuppertal Institut, weist allerdings darauf hin, dass rund um die Schule keine sichere Anbindung für Radfahrer an das Radwegenetz bestehe. „Ab der Staubenthaler Höhe wird es für die Schüler auf dem Fahrrad kriminell. Der gesamte Weg von dort bis zur Schule vor Unterrichtsbeginn ist zu stark befahren.“

Anfang September sei bei einem gemeinsamen Ortstermin der Bezirksvertretung und der Verwaltung das Verhalten des Individualverkehrs und der Schüler beobachtet worden, die mit dem Öffentlichen Nahverkehr, dem Fahrrad oder zu Fuß anreisen oder von den Eltern zur Schule gebracht werden. Das Ergebnis zeige, dass es durch den stationären Blitzer vor dem Haupteingang nicht zu Geschwindigkeitsüberschreitungen komme. „Auch die zum Teil auf der Fahrbahn angeordneten Parkplätze haben eine verkehrsberuhigende Wirkung, da die Fahrzeuge anhalten müssen, um den entgegenkommenden Verkehr passieren zu lassen.“

Für Schüler, die die Straße überqueren, würde der fließende Verkehr regelmäßig halten, so Blumenthal weiter. Während die Stadt bei den Elterntaxis keine Konflikte erwähnt, sieht Heike Flowerday, Rektorin der Erich-Fried-Gesamtschule, darin die größte Belastung: „Die Kommunikation mit den Eltern basiert immer auf Respekt und Wertschätzung“, betont sie, „aber sie parken an der Bushaltestelle oder fahren auf den Parkplatz.“ Es komme zu Staus, die Situation sei angespannt. Wie die Schulkonferenz am Dienstag beschloss, wird die Schule nach den Herbstferien deshalb eine Aktionswoche starten: „Wir werden mit Warnwesten zu den Eltern gehen und auf die Situation hinweisen.“ Heike Flowerday könnte sich vorstellen, eine eigene Park-and-Ride-Zone einzurichten, „außerdem können Kinder auch mal 200 Meter zu Fuß gehen, man muss nicht direkt vor der Schule parken“.

Der Politik sei sehr daran gelegen, „die Straße zu beruhigen und für die Schüler einen sicheren Schulweg zu gestalten“, sagt Lutz Kolitschus von der SPD-Fraktion. Gerade zu Schulbeginn sei die Straße stark frequentiert und ab 7.30 Uhr an der Belastungsgrenze. „Beim Ortstermin wurde festgestellt, dass sich die Situation im weitesten Sinne eingespielt hat. Autofahrer verhalten sich weitgehend rücksichtsvoll“, ebenso könne durch den Blitzer, die Enge der Straße aufgrund der parkenden Fahrzeuge und der Rechts-vor-Links-Regelung eine Verlangsamung erreicht werden. „Ein Ärgernis bleiben die Lkw, die um diese Uhrzeit die Straße zusätzlich belasten.“

CDU: Veränderungen sind eher an den Grundschulen nötig

Entscheidend sei, so Kolitschus, dass keine Veränderungen initiiert würden, die eine scheinbare Sicherheit vorspielen: Der Wegfall von Parkplätzen würde zwar eine bessere Sicht ergeben, zugleich aber den Verkehr beschleunigen. „Die Einrichtung eines Zebrastreifens könnte Kinder dazu verleiten, schnell über die Straße zu gehen.“ Autofahrer könnten dadurch an anderen Stellen weniger Aufmerksamkeit zeigen. „Die Situation vor der Schule ist nicht optimal, aber es existiert keine überzeugende Lösung, die sie entscheidend verbessert.“

Die Ronsdorfer CDU findet die Begründung nach den Worten von Fraktionsmitglied Damir Reich plausibel und sieht auch nicht die Notwendigkeit, dort Maßnahmen zu ergreifen. „Wir haben in Ronsdorf um alle Kindergärten und Schulen herum in den Stoßzeiten ein hohes Verkehrsaufkommen. Wenn man etwas verändern möchte, dann eher an den Grundschulen Ferdinand-Lassalle oder Engelbert-Wüster-Weg.“

Einen Ansatz brachte die Prüfung dennoch: Der Fokus müsse auf die kreuzende Holthauser Straße und die dortigen Bushaltestellen gelegt werden, „da diese durch die Schüler stark frequentiert ist“, fasst das Ressort zusammen. Hier sollen Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung geprüft und der Bezirksvertretung vorgestellt werden.