Kinder im Ring: Tränen und Schmerzen beim Kickboxen

Eine Gala mit Kämpfen von Minderjährigen sorgt für Kritik. Veranstalter betont: Er habe verantwortungsvoll gehandelt.

Wuppertal. Auf dem Weg zum Boxring wurde in alter Boxer-Tradition noch ein Erinnerungsfoto geschossen: Ein entschlossener Blick in die Kamera, die Fäuste vors Gesicht, eben so wie es die Großen machen.

Doch mit der Zuversicht war bei den kleinen Nachwuchskämpfer recht schnell vorbei. Bei der 3. Newcomer House Gala einer Wuppertaler Sportschule ging kaum einer der sechs Kick-Thai-Boxing-Jugendkämpfe über die Zeit. In der Regel hatte eines der beiden Kinder im Ring nämlich bereits vorzeitig die Lust verloren.

"Ich will nicht mehr", schluchzte zum Beispiel Christopher aus Köln. Da half auch das gute Zureden seines Trainers nicht. Für seinen kleinen Schützling endete das Debüt im Ring mit einer schmerzhaften Niederlage.

Sechs Jahre alt waren die jüngsten Kinder, die bei der Gala, im Ring standen. Alle anderen Kinder, die kämpften, seien aber mindestens zehn Jahre alt gewesen, sagt ein Mitarbeiter des Veranstalters. Nach WZ-Informationen ist allerdings mindestens ein weiteres Kind erst acht Jahre alt gewesen.

Doch unabhängig, ob sechs, acht oder zehn Jahre: Im Ring wurde es hart für die kleinen Kämpfer. Zwar trug jeder Schutzkleidung, doch die half nur bedingt, als die Kinder voll motiviert und mit wenig ausgefeilter Technik aufeinander einprügelten und traten. Es flossen die Tränen und oftmals verließen die Kleinen humpelnd den Ring.

Dass die Kinder manchmal weinen, habe aber nichts damit zu tun, dass sie Schmerzen hätten, so der Veranstalter - vielmehr sei es meist der erste Schock oder die Enttäuschung über die Niederlage. Er legt zudem Wert auf die Feststellung, dass er die Kinder seiner Sportschule erst in einem Kampf antreten lasse, wenn er sie körperlich dafür in der Lage halte.

"Im Training tun wir uns nicht weh. Da wissen die stärkeren und älteren, dass sie auf ihre Gegner Rücksicht nehmen müssen", erzählt ein Mädchen, das aufgeben musste, weil es einen Tritt in den Magen kassiert hatte.

Peter Frese, Kampfsportexperte und Präsident des Deutschen Judoverbands, kann über so junge Teilnehmer bei einer so harten Sportart aber nur den Kopf schütteln. "Was da gemacht wird, ist teilweise völliger Schwachsinn und gesundheitsschädlich." Leider steckten oftmals die Eltern dahinter. "Ich hatte schon einmal eine Mutter, die mir sagte: Machen Sie aus meiner Tochter einen Killer", erinnert sich Frese an ein besonders drastisches Beispiel. Solche Sachen hätten nichts damit zu tun, einem Kind Selbstvertrauen zu geben und ihm beizubringen, wie es sich wehren könne.