Kinder misshandelt: Eltern vor Gericht
Verfahren wurde wegen fehlender Akteneinsicht ausgesetzt. Ein Mädchen kommt bei Pflegeeltern unter.
Wuppertal. Tägliche Misshandlungen ihrer damals achtjährigen Tochter sowie eine unzureichende Versorgung ihrer damals acht und fünf Jahre alten Kinder - dafür müssen sich die 28-jährige Nancy A. und ihr 28-jähriger Ehemann Christian A. jetzt vor dem Landgericht verantworten. Zwischen Anfang 2013 und dem 28. Juni 2013 soll die Mutter ihre Tochter wiederholt gegen den Bauch getreten haben, sie geschubst und gebissen haben. Christian A. soll das Mädchen an den Haaren hochgehoben und sie mit der flachen Hand geschlagen haben.
Die Gewaltausbrüche seien aus nichtigem Anlass passiert und hätten die „Gefahr einer erheblichen Schädigung der Gesundheit“ bedeutet, so die Staatsanwältin in ihrer Anklage. Das Kind habe Hämatome und Kratzspuren insbesondere an Gesicht und Oberkörper sowie vernarbte Verletzungen an den Armen gehabt. Zeitweise habe sie die Finger nicht bewegen können. In der Schule sei das Mädchen wegen Einnässens aufgefallen.
Zudem seien die beiden Töchter nicht ausreichend mit Nahrung versorgt worden. Auch die Hygiene habe zu wünschen übrig gelassen: Die Familie habe in einer völlig vermüllten Wohnung ohne Strom und Wasser gelebt. Trotzdem scheinen die Eltern an ihren Kindern zu hängen: Als das Jugendamt die Fünfjährige aus der Familie herausnahm und ins Helios-Klinikum brachte, entführten die Eltern sie dort am 29. Juni 2016 wieder. Dabei stieß Nancy A. eine Ärztin, die sie aufhalten wollte, zur Seite.
Vor Gericht wollten sich die beiden Angeklagten nicht zu den Vorwürfen äußern. Auf die Frage der Richterin Katrin Ringel, ob Nancy A. zur Tatzeit oder danach wegen psychischer Erkrankungen - etwa einer Borderline-Persönlichkeitsstörung - in Behandlung war, verneinte diese. Die beiden Verteidiger bemängelten, dass sie weder die Krankenhausakte noch die Akte des Jugendamts bekommen hätten. Deshalb setzte die Richterin das Verfahren aus - gegen den Wunsch der Nebenklägerin Andrea Körner, die die Tochter vertritt. „Für das Kind ist es wichtig, dass der Prozess möglichst schnell ein Ende findet“, betonte sie.
Die ältere Tochter ist derzeit in einer Pflegefamilie außerhalb Wuppertals untergebracht, die jüngere nach wie vor bei den Eltern. Die Angeklagten müssen jetzt entscheiden, ob sie der Aussage ihrer Tochter per Video zustimmen oder ob diese persönlich vor Gericht erscheinen muss.