Bundesbahn-Sekretärin erschwindelt 25 000 Euro
Wuppertal. „Ich habe es aus Verzweiflung getan“, beteuerte die Angeklagte (51) gestern vor dem Schöffengericht. Sie musste sich wegen Betrugs und Urkundenfälschung verantworten, weil sie mit gefälschten Arztrechnungen über 25 000 Euro bei der Krankenversorgung der Bundesbahnbeamten erschwindelt hat.
2014 war der Betrug aufgefallen, der schon Jahre lief. Da hatte die Krankenversorgung für Bundesbahnbeamten damit begonnen, eingereichte Arztrechnungen einzuscannen. Dabei bemerkte eine Mitarbeiterin Ungereimtheiten bei den Nummern nach der Gebührenordnung für Ärzte: „Die passten nicht hintereinander und nicht zur Diagnose“, berichtete die zuständige die Abteilungsleiterin der Krankenversorgung in Wuppertal als Zeugin.
Aufforderungen zur Aufklärung sei die Angeklagte nicht nachgekommen, habe stattdessen auf die Erstattung verzichten wollen. Deshalb sei man der Sache nachgegangen und habe erfahren, dass die genannten Ärzte die Beamtin seit 2006 beiziehungsweise 2008 nicht mehr behandelt hatten. Dennoch hatte sie etwa monatlich Rechnungen des Lungenfacharztes oder des Orthopäden über 1000 bis 1700 Euro eingereicht. Daraufhin erstattete die Krankenversorgung Strafanzeige.
„Es tut mir unendlich leid“, versicherte die füllige 51-Jährige dem Gericht. „Ich war am Verzweifeln, wusste nicht weiter.“ Unruhig mit ihrer Kette spielend schilderte sie die Vielzahl der Probleme, die auf der Familie gelastet hätten: Ihr Mann war immer wieder arbeitslos, ein Kredit lief, die Ersparnisse waren aufgebraucht. „Wir hatten finanzielle Probleme“, fasste sie weinend zusammen.
Als die Tochter auszog, hätten sie sie weiter finanziell unterstützt: „Wir wollten dem guten Verhältnis zu ihr nicht schaden, das wir gerade erst wieder hatten.“ Am Ende sei ihr Konto gepfändet worden und der Gerichtsvollzieher habe vor der Tür gestanden.
Im Fernsehen habe sie von Ärzten gehört, die die Krankenkassen betrügen, berichtet sie. Das habe sie auf die Idee gebracht. Sie habe eine Arztrechnung eingescannt, sie leicht verändert. „Wir hatten ein Programm, wo man das bearbeiten konnte“, erzählte sie. Sie habe mal eine Ziffer verändert, mal nur das Datum. Als einer der beiden Ärzte in eine andere Stadt zog, habe sie auch den Briefkopf geändert. Ihre Aussage machte sie schnell, als sei sie froh, das loszuwerden. Sogar einen älteren Arztbericht hat sie neu eingereicht und eine Grafik zu ihrer Lungenfunktion - „die war von meinem Hausarzt“.
Die Krankenversorgung fordert insgesamt 40 000 Euro von der Beamtin zurück, hat bereits einen Titel dafür erwirkt. Als die Sache aufgeflogen war, hatte die Angeklagte der Krankenversorgung einen Vergleich angeboten: 30 000 Euro sofort, 10 000 Euro in fünf Jahren, wenn die Krankenversorgung auf eine Anzeige verzichtet und alle weiteren Kosten übernimmt. Doch das wurde abgelehnt.
Inzwischen ist das Ehepaar, das in Velbert lebt, in eine kleinere Wohnung umgezogen. „Sie haben ihren Lebensstandard angepasst“, versicherte der Verteidiger. Das Geld wird dauerhaft knapp bleiben: Die 51-Jährige wird ihre Stelle und ihre Pensionsansprüche verlieren, ihr Mann ist krank.
Weil die 51-Jährige ihre Taten gestanden hat, das Gericht ihr die Reue abnahm und sie bisher nicht straffälig war, blieb es bei einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Der Vorsitzende Richter erklärte, die insgesamt 21 angeklagten Betrugstaten hingen eng zusammen. Sie habe wohl nur beim ersten Mal „eine gewisse kriminelle Energie“ gebraucht. „Wenn man merkt, ich komme damit durch, dann ist die Hemmschwelle nicht mehr so hoch“, erklärte er. Das Gericht machte der 51-Jährigen noch die Auflage, innerhalb eines Jahres 200 Arbeitsstunden zu leisten. Das Urteil ist rechtskräftig.