Kinderbetreuung: Runder Tisch statt Rechtsstreit

FDP: Wuppertal hat sich zu spät gekümmert.

Wuppertal. Seit dem 1. August haben Kinder ab dem ersten Lebensjahr Anspruch auf Kita-Betreuung. In Wuppertal liegen bereits zwei Klagen vor, und 150 Eltern würden auch ihren Rechtsanspruch geltend machen. Für 50 Kinder hat die Stadt eine Lösung gefunden: In jeder Gruppe gibt es eine Überbelegung.

Der FDP-Landtagsabgeordnete Marcel Hafke fürchtet um die Qualität der Betreuung und bemängelte bei einer Pressekonferenz im Hotel Intercity, dass die Stadt sich zu spät gekümmert habe: „Es ist eine schwierige Situation für die Eltern, dass die Lage der Betreuung nun von Gerichten und nicht von der Stadt geklärt wird.“

Marcel Hafke und die kinder- und jugendpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Karin van der Most, fordern, dass sich die Stadtspitzen und Träger zu einem runden Tisch zusammensetzen. Die Lösung soll sowohl auf kommunaler als auch auf Landesebene gefunden werden.

Aus der jährlichen Bildungspauschale von etwa zehn Millionen Euro hat die Stadt zwei Millionen Euro in die Kitas investiert. Die Gelder seien bis 2019 verplant, denn der politische Schwerpunkt liege in Wuppertal auf der Finanzierung der sechsten Gesamtschule und dem Ausbau der Sekundarstufe zwei am Röttgen.

Eine Bedarfsanalyse für Kita-Plätze liege nicht vor. Die Zielquote von 40 Prozent sei für die Kitas in Wuppertal immer noch zu wenig, in Großstädten liege der Bedarf bei etwa 60 Prozent, erklärte Karin van der Most. Außerdem entstehe durch die nach Einkommen gestaffelten Elternbeiträge für die offenen Ganztagsschulen ein Überschuss von 250.000 Euro, der ebenso wenig in die Betreuung investiert werde. Karin van der Most: „Es ist eine Frechheit, dass das Geld in die Haushaltskonsolidierung fließt und nicht in den Ausbau der OGS und in die Sicherung der Qualität der Betreuung.“

Denn der Betreuungsbedarf nehme auch in den Grundschulen nicht ab, in denen der Unterricht teilweise nur bis elf Uhr stattfinde. „Die Betreuung muss von der Kita in die Schule nahtlos übergehen. Es kann nicht sein, dass Eltern beim Übergang von der Kita in die Schule wieder vor einem Betreuungsproblem stehen.“

Die Liberalen setzen neben offenen Ganztagsschulen auf Betreuungsvereine. Zudem sehen sie Potenzial in der Kooperation zwischen Schulen und Sportvereinen. Da für eine ausgebaute Betreuung zusätzliche Räume erforderlich seien, könnten auch städtische Räume genutzt werden. Marcel Hafke: „Die Idee der Betreuung wird in Wuppertal nur halbherzig umgesetzt. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist in Wuppertal nicht zufriedenstellend gelöst.“