Kindergärten: Krankenstand gefährdet die Betreuung

Gruppen geschlossen. Zuletzt war die Kita Tesche betroffen.

Wuppertal. Für die betroffenen Eltern ist es mehr als ärgerlich: Die städtische Tageseinrichtung für Kinder an der Tescher Straße blieb seit Ende vergangenen Monats an insgesamt sechs Tagen geschlossen. Eltern, bei denen ein Elternteil nicht berufstätig ist, wurden gebeten, ihre Kinder zu Hause zu betreuen. Für die anderen wurde eine Notfallbetreuung eingerichtet. „Das ist schon öfter vorgekommen, aber so extrem wie diesmal war es noch nie“, sagt ein verärgerter Vater, der sich bei der WZ gemeldet hat.

Die Einrichtung an der Tesche ist kein Einzelfall: Immer wieder kommt es zu Engpässen und damit zu Schließungen einzelner Gruppen. Zuletzt hatte unsere Zeitung im Januar von einem ähnlichen Fall berichtet. Damals ging es auch darum, dass Erzieher händeringend gesucht werden und krankheitsbedingte Ausfälle deshalb nicht mehr ausgeglichen werden können.

Cornelia Weidenbruch, Leiterin des Stadtbetriebes Tageseinrichtungen für Kinder, bestätigt den Engpass an der Tesche. Seit Mai habe es in der Einrichtung mit fünf Gruppen und mehr als 100 Kindern verstärkt krankheitsbedingte Ausfälle gegeben. „Ich verstehe den Ärger. Es kann zu sehr unangenehmen Situationen kommen“, sagt sie. Die Stadt bemühe sich, die Engpässe auszugleichen. „Aber wenn plötzlich mehrere Erkrankungen eintreffen, kann ich so schnell nicht nachsteuern“, sagt sie und schildert einen aktuellen Fall aus einer anderen Einrichtung: „Dort arbeiten neun Erzieher, heute waren plötzlich nur noch drei da.“ Wenn es ganz eng wird und die Aufsichtspflicht nicht mehr gewährleistet werden kann, müsse die Leitung die Eltern bitten, die Kinder selbst zu betreuen.

Daniel Kolle von verdi Wuppertal beobachtet seit 2008 „einen Anstieg der krankheitsbedingten Fehlzeiten“ bei den Erziehern. Besonders betroffen seien in Teilzeit beschäftigte Frauen zwischen 35 und 45 Jahren sowie die Gruppe der Erzieher über 45. Mit dem Ausbau der Betreuung von unter Dreijährigen werde die Belastung noch weiter zunehmen.

Neben dem Lärm und der erhöhten Infektionsgefahr sei auch das viele Heben sowie das Sitzen auf kindgerechten Möbeln ein großes Risiko für Erkrankungen. 2009 hatten in ganz NRW Tausende Erzieher für mehr Anerkennung, mehr Gesundheitsschutz und eine bessere Bezahlung demonstriert.

Daniel Kolle ist überzeugt, dass es Wuppertal in diesem Punkt durch seine Haushaltslage schwerer hat als andere Kommunen: „Wir haben viele bürokratische Hürden beim Personalmanagement. Reicheren Gemeinden fällt es leichter, einen attraktiven Arbeitsplatz zu schaffen und die Belastungssituation kleiner zu halten.“