Wuppertaler Bühnen Kinderoper gefällt auch den großen Zuschauern

„Nils Karlsson Däumling“ überzeugte im Theater am Engelsgarten.

Karin Nakayama (l.) als Nisse und Annika Boos als Bertil in „Nils Karlsson Däumling.

Foto: ja/Birgit Hupfeld

Wie groß ist eigentlich groß? Und wie klein ist klein? In der Welt der Erwachsenen ist Bertil ein kleiner Junge. Doch sein neuer Freund Nisse, der nur so groß wie ein Daumen ist, sieht in Bertil einen Riesen. Jedenfalls ist er so groß, dass er in Nisses Welt – ein Mauseloch – partout nicht hineinpasst. Es braucht einen Zauberspruch, damit sich die beiden Freunde buchstäblich auf Augenhöhe begegnen können.

Diese Geschichte von Groß und Klein erzählt Astrid Lindgren in „Nils Karlsson Däumling“ – und der kanadische Komponist Thierry Tidrow hat daraus eine Oper für Groß und Klein gemacht. Versehen mit dem deutschen Libretto von Manfred Weiß, ist „Nils Karlsson Däumling“ das aktuelle Projekt der Jungen Oper am Rhein. Kooperationspartner sind das Theater Dortmund und das Theater Bonn.

Aufführungen in
Kindergärten

Regisseur Anselm Dalferth denkt an eine „Oper von Anfang an“, die sich bereits an Vorschulkinder ab drei Jahren richtet. Daher gab es bereits Aufführungen in Kindergärten in und um Düsseldorf sowie eine Aufführung im Foyer des Düsseldorfer Opernhauses. Am Karnevalssonntag war das Zwei-Personen-Stück erstmalig im Theater am Engelsgarten zu sehen. Das Zwei-Frauen-Stück – um genau zu sein. Denn die beiden Jungen werden von der Wuppertaler Sängerin Annika Boos und der Musikerin Karin Nakayama verkörpert.

Das Eltern-Kind-Publikum konnte auf Holzbänken Platz nehmen und war so nah dran am Geschehen. Auf der leeren Bühne stand eine große Transportkiste , hinter der Boos und Nakayama auftauchten. Mit ihren Overalls wirkten sie wie Möbelpacker und fingen direkt an, alles und jeden zu vermessen – unter anderem Opernintendant Berthold Schneider, der mit Frau und Kind zur Premiere gekommen war und die Prozedur lachend über sich ergehen ließ.

Subtil schlichen sich Gesang und Musik ins Spiel ein. Singend brachte Boos Bertils Gefühle zum Ausdruck. Die Traurigkeit und Einsamkeit von Bertil, der oft alleine zu Hause ist, weil Vater und Mutter arbeiten müssen. Auch sonst meisterte ihr Sopran die Anforderungen, die Tidrows gemäßigt moderne Partitur stellt. Bei Geigerin Nakayama war es nicht anders. In der Rolle des „Kellerkindes“ Nisse begleitete sie Worte und Gesten auf ihrem Instrument – mal melodiös, mal geräuschhaft-intensiv.

Die Kiste offenbarte sich
als Requisitenkammer

Als Nisse Bertil seine Welt zeigte, ging ein großes Raunen durch den Saal. Denn die unscheinbare Kiste ging auf – und offenbarte sich als Requisitenkammer und sorgfältig ausgestaltetes Bühnenbild in einem (Ausstattung: Birgit Kellner). Auch die Mitmachangebote nahmen Jung und Alt wahr. Im Chor und unter Schmunzeln wurden die Zauberworte mitgesprochen, mit dem der „Riese“ Bertil auf die passende Winzigkeit zusammenschrumpfte: „Daumen drücken, Augen zu. Ganz fest. Und dann sagst du: Killevips!“