Kirchenmusiker müssen sich nicht verstecken

Kongeniale Zusammenarbeit: Die seit langem etablierte Wuppertaler Orgelnacht fand zum zweiten Mal in der Kirche am Kolk statt.

Foto: Stefan Fries

An einem Tag im Jahr haben auswärtige Organisten in Wup-pertal nichts zu suchen. Dann bleibt man ausnahmsweise einmal unter sich. „Wuppertaler Orgelnacht“ heißt es dann. Zum zweiten Mal fand die seit langem etablierte musikkulturelle Veranstaltung nun in der Kirche am Kolk statt.

Und wieder einmal kam man nach etwa fünf Stunden zu der Gewissheit, dass sich die hier beschäftigten Kirchenmusiker nicht hinter ihren Kollegen aus nah und fern verstecken müssen. „zehn Wuppertaler Organisten in concert“ lautete die Schlagzeile auf dem Programmheft.

Das stimmte zwar. Doch insgesamt waren es elf. Eine Ausnahme wurde nämlich mit Peter Nowitzki gemacht, der direkt um die Ecke in Velbert-Langenberg angestellt und mit der in Dönberg tätigen Organistin Masumi Yamamoto verheiratet ist. Das war gut so. Denn beide spielten unter anderem im Duo eine Sonate von Hans Georg Bertram sehr nuanciert und John Philip Sousas „The Washington Post“ in einer vierhändigen Fassung ausgesprochen lebendig.

Der jüngste unter ihnen, Organist Simon Botschen an der St. Suitbertus-Kirche, begeisterte mit César Francks drittem Choral in a-Moll, indem er die klanglichen Möglichkeiten der Klais-Orgel hochsensibel voll ausschöpfte. Wolfgang Kläsener, künstlerischer Leiter der Wuppertaler Orgeltage, kombinierte dramaturgisch gekonnt barocke Werke aus der Feder von Domenico Zipoli mit solchen aus der ersten Hälften des letzten Jahrhunderts von Olivier Messiaen.

Aber auch die anderen evangelischen und katholischen Organisten - Stefan Starnberger (St. Antonius-Kirche), Christina von Eynern (St. Marien-Kirche), Achim Maertins (Kirchengemeinde Vohwinkel), Sebastian Söder (St. Elisabeth-Kirche), Martin Stürtzer (reformierte Kirche Ronsdorf) und Jens-Peter Enk (Unterbarmer Hauptkirche) - zeigten sich bestens disponiert und boten spannende etwa 20-minütige Vorträge.

Es war ein kurzweiliger Gang von nicht ganz 500 Jahre sakraler und weltlicher Orgelliteratur. Selbstredend wurde der Reformation Rechnung getragen, indem Felix Mendelssohn Bartholdys sechste Orgelsonate klangschön aus den Pfeifen kam. Schließlich, nach einer modernen Vertonung des „Vater unser“ von Denis Bedard, bot Kolk-Organist Thorsten Pech noch ein erfrischendes Schmankerl: drei für Orgel transkribierte Evergreens aus Opern von Gioacchino Rossini (Der Barbier von Sevilla), Georges Bizet (Carmen) und Giuseppe Verdi (Nabucco).

Fazit: Das Zusammenwirken evangelischer und katholischer Kantoren klappte kongenial dank der Kooperation zwischen Kolk-Gemeinde, den Wuppertaler Orgeltagen und dem Ökumenischen Kantorenkonvent. Dementsprechend belohnte das Publikum alle Musiker mit viel Beifall.