Verkehr Kirchhof- und Funckstraße: Stadt lehnt mehr Tempo 30 ab

Sonnborn/Briller Viertel. · Vorgaben seien nicht erfüllt, sagt die Verwaltung. Für den Bereich in Sonnborn blitzt die Bezirksvertretung schon ein zweites Mal ab.

Die BV Elberfeld-West will, dass die Kirchhofstraße in diesem Bereich zur Tempo-30-Zone wird.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Gleich zweimal hatte die Bezirksvertretung Elberfeld-West für ihre letzte Sitzung vor der Wahl Anträge für mehr Tempo 30 auf der Tagesordnung: Zum einen für die Kirchhofstraße in Sonnborn, zum anderen für die Funckstraße im Briller Viertel. Für beide Bereiche seien aber die rechtlichen Vorgaben nicht erfüllt, begründet die Verwaltung ihre Ablehnung.

Kirchofstraße: Politiker können Gründe nicht nachvollziehen

Für die Kirchhofstraße ist es nicht das erste Mal, dass die Stadt „Nein“ sagt. Aber wie in der Vergangenheit beruft sich die Verwaltung darauf, dass in dem Bereich unter anderem Gewerbe angesiedelt sei: „In Gewerbe- oder Industriegebieten kommen Tempo 30-Zonen grundsätzlich nicht in Betracht.“

Außerdem sorgten die am Rand geparkten Fahrzeuge dafür, dass „ein verengter Raum“ entstehe, „welcher flüssigen Begegnungsverkehr kaum zulässt“. Schon dadurch entstehe eine Verkehrsberuhigung. Ein Eindruck, der sich beim Vor-Ort-Termin der WZ vor einigen Monaten allerdings nicht einstellte.

Auch die Bezirksvertreter können die Sicht der Stadt nicht nachvollziehen. Zum einen, so heißt es, werde in der schriftlichen Ablehnung widersprüchlich dargestellt, ob die Kirchhofstraße sich in einem Misch- oder Gewerbegebiet befinde. Zum anderen habe sich die Situation im betroffenen Bereich grundsätzlich geändert. Die Brücke Kirchhofstraße ist seit Jahren gesperrt, man könne gar nicht mehr von einer Hauptverkehrsstraße sprechen. Und außerdem sorge das Wohnprojekt Zooterrassen dafür, dass es längst eher ein Wohngebiet ist. Schon Anfang des Jahres hatte sich ein Anwohner einen regen Mailverkehr mit der Stadt geliefert - ohne Erfolg.

Dass die Stadt aber nicht von ihrem Standpunkt abweichen will – die Brücke wurde in der Stellungnahme nicht mal erwähnt – hatte die BV aber vermutlich bereits geahnt. Man wolle prüfen, welche Möglichkeiten es noch gibt, sagt deshalb jetzt Ludger Kineke, Fraktionsvorsitzender der CDU im Rat, und wie bindend der Beschluss der BV für Tempo 30 gegenüber der Fachverwaltung ist.

Funckstraße: Tagespflege
könnte Einfluss haben

Die hatte auch im zweiten Fall, der Funckstraße, den Wunsch des Stadtteilgremiums abgelehnt. Von der Hausnummer 79 an bis zur Nüller Straße sollte die Tempo-30-Zone verlängert werden. Die Stadt will dort bei Tempo 50 bleiben. Auch hier heißt es: Die Funckstraße sei Industrie- und Sammelstraße. Weder gebe es geschwindigkeitsbedingte Unfälle noch geschützte soziale Einrichtungen wie etwa Kindergärten.

Der letzte Punkt könnte aber noch für Diskussionen sorgen. Denn mit der Hausnummer Funckstraße 96 ist der Kinderladen geführt, mit fast 50 Jahren die älteste Elterninitiative Wuppertals. Allerdings: Der Eingang des Kindergartens in einem eingeschossigen Holzbau liegt nicht direkt an der eigentlichen Straße, sondern in der kurzen Sackgasse, die zum Ottenbrucher Bahnhof an die Nordbahntrasse führt. Deshalb reiche das nicht als Voraussetzung für Tempo 30, heißt es als Begründung aus dem Rathaus.

Wie Kinderladen-Leiterin Claudia Lindenborn gegenüber der Westdeutschen Zeitung erklärt, kämen aber viele Eltern mit ihren Kindern zu Fuß über die Funckstraße zur Betreuung. Und an der Straße geben viele Autofahrer sehr wohl Gas, sagt Lindenborn. Was außerdem für Tempo 30 in diesem Bereich sprechen würde: Gegenüber der Sackgasse hat in der ehemaligen Schnapsbrennerei einer Kindertagespflege aufgemacht. Und die liege direkt an der Funckstraße, so Lindenborn.