Klassik trifft auf Karneval
Bauarbeiter, Scheichs und ein Marienkäfer haben am Rosenmontag im Opernhaus orientalische Melodien gespielt.
Wuppertal. So was sieht man nicht alle Tage: Ein Bauarbeiter, ein Marienkäfer, ein Gaukler und mehrere Scheichs im Sinfonieorchester — an den Instrumenten wohlgemerkt, unter Leitung eines Herrn in langen orientalischen Gewändern. Die Bühne ist bunt geschmückt mit Luftballons, Girlanden und Luftschlangen, und auch im Publikum tummeln sich Haremsdamen, Häschen und Teufel. So farbenfroh ging es zu beim traditionellen Rosenmontagskonzert der Wuppertaler Sinfoniker und der Wuppertaler Bühnen unter der Leitung von Florian Frannek im gut besuchten Opernhaus.
Ein orientalischer Abend wurde versprochen — und den gab es dann auch. So spielte das Orchester aus Leo Falls Operette „Die Rose von Stambul“ mit der Unterstützung des Damenchors der Wuppertaler Bühnen. Diese kamen ebenso in wallenden Gewändern wie Sopranistin Elena Fink. Zu „Rosig strahle heut’ Dein Angesicht“ zauberten sie wunderschöne orientalische Klänge auf die Bühne. Viele Überraschungen hielt der Abend für die Gäste bereit. So auch, als die Damen dann Kamelle ins Publikum warfen.
Für viel Spaß und lautes Lachen sorgte Thomas Braus, der den Abend moderierte. Auch er kam in langer Robe, variierte sein Kostüm aber immer wieder. Dabei amüsierte er sein Publikum mit Gedichten und Geschichten. So zum Beispiel von dem Scheich aus Hamudistan, den er in der Schwebebahn traf. „Das liegt zwischen Iran und Persien“, bemerkte er. Dabei achtete er stets penibel genau darauf, auch ja jede Fußnote explizit mitzuteilen. Ebenso ließ er es sich nicht nehmen, über die Wuppertaler Kommunalpolitik herzuziehen, samt der hiesigen Politprominenz.
Und dann stand der Auftritt von Tenor Boris Leisenheimer an. Doch der zierte sich erst auf die Bühne zu kommen und erklärte dann, er würde nur unter Protest singen. Verständlich, denn so sang er: „Ich bin die Lilly vom Ballett“ und entkleidete sich dabei langsam, so dass er erst in einem rosa wallenden Kleid, dann in grüner Hose und BH dastand. Die Lacher und einen tosenden Applaus hatte er aber auf seiner Seite.
Christine Overath bezauberte das Publikum dann noch mit sinnlichem Bauchtanz, und das Orchester spielte Stücke von Eduard Strauss und Theo Bendix. Zum Abschluss gab es ein rheinisches Stimmungs-Potpourri aus bekanntem Liedgut.
Doch auch damit noch nicht genug: Im Anschluss konnte dann traditionsgemäß noch im Foyer getanzt werden, zur Musik der Blue Velvet Band. Ein Konzertabend mit einer gelösten Stimmung wie selten — dem Karneval sei Dank.