Klimawandel: Talsperren sind so wertvoll wie nie

Die extremsten Regenwerte seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wurden im vergangenen Jahr nur noch durch das Talsperren-System aufgefangen.

Wuppertal. Der Rückblick auf das vergangene Jahr spricht für sich: 2011 verbuchte der Wupperverband nicht nur das trockenste Frühjahr und den trockensten November seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1901. Im Gegenzug fiel im Januar, August und Dezember 2011 überdurchschnittlich viel Regen.

Und nur das Talsperrensystem im Bergischen Land hat bei starkem Regen und wochenlanger Trockenheit das Schlimmste verhindert — von drohenden Überschwemmungen in der Innenstadt bis hin zu einem ausgetrockneten Flussbett, wie es älteren Wuppertalern noch aus dem Jahr 1959 in Erinnerung ist.

„Den Wert der Talsperren kann man nicht hoch genug einschätzen“, erklärt Bernd Wille, Vorstand des Wupperverbandes, beim Blick auf die Zahlen. Gleichzeitig warnt er aber davor, sich allein auf Statistiken zu verlassen.

Abgesehen vom Hochwasserschutz werde man sich im Talsperrenbetrieb zwangsläufig auch auf lange Trockenzeiten einstellen und verhindern müssen, dass die Wupper kein Wasser mehr führt.

Die Folgen wären in einem solchen Fall nicht nur für die Tier- und Pflanzenwelt gravierend: Ohne ihr Kühlwasser aus der Wupper müssten die Heizkraftwerke in Barmen und Elberfeld ihren Betrieb einstellen. Vorgeschrieben ist ein Durchfluss von mindestens 3,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde am Referenzpunkt Kluse. Er wird über die Abgabe von Wasser aus dem Talsperrensystem gewährleistet und soll verhindern, dass das Flussbett austrocknet.

Im Umkehrschluss wird nur durch die Talsperren gewährleistet, dass es bei Hochwasser nicht zu größeren Überschwemmungen kommt, die dann auch Barmen und Elberfeld beträfen. Hart an der Grenze von 190 Kubikmetern Wasser pro Sekunde — dann wäre die Wupper bis zu ihren Mauern randvoll — bewegte sich der Januar vergangenen Jahres: Nur durch den Umstand, dass sich die Regenmengen über den Monat verteilt haben und die Talsperren „vorgeschaltet“ sind, hielt sich der Pegel noch im Rahmen: Kritisch wird es, wenn es stark regnet und der Boden — sei es durch Frost, Nässe oder Schnee — kein Wasser mehr aufnehmen kann und dieses sofort in die Wupper strömt. Für den Ernstfall sind Hochwassergefahrenkarten in Arbeit, die potenzielle Überschwemmungsgebiete zeigen und mit Bauvorgaben für Hausbesitzer verbunden sind.

Auch die Betriebspläne der Talsperren werden bei Bedarf neuen Wetterlagen angepasst, unterstreicht Georg Wulf, stellvertretender Verbandsvorstand: „Wir müssen extreme Szenarien einplanen.“