Kliniken im Tal der Wupper: Ein Blick in die Geschichte
Das Gelände an der Heusnerstraße feiert Jubiläum. Die Geschichte der Krankenversorgung ist noch älter.
Wuppertal. Seit 100 Jahren gibt es die „Städtischen Krankenanstalten zu Barmen“. Ende Juli 1911 wurde das Gelände an der Heusnerstraße eingeweiht. Die WZ nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, einen kleinen historischen Blick auf die drei Akutkrankenhäuser im Wuppertal — Elberfeld und Barmen wurden 1929 zu der Stadt Wuppertal zusammengefasst — zu werfen. Die Fachkrankenhäuser werden dabei bewusst außen vor gelassen.
Die Geschichte der Gesundheitsversorgung in Barmen reicht weiter zurück als 100 Jahre: Schon 1841 wurde das erste städtische Krankenhaus der Stadt am Kleinen Werth mit 60 Betten eröffnet. 1907 begannen dann die Arbeiten für die „Städtischen Krankenanstalten Barmen“ auf dem Gelände des früheren Gutshofes in der Schönebeck an der Heusnerstraße. Vier Jahre später wurde die Anstalt mit 556 Betten eingeweiht: Fünf Hauptpavillons erstreckten sich über drei Stockwerke. 1921 wurde die Bettenzahl auf 698 erhöht, ohne eine Erweiterung der Bauten vorzunehmen.
Damit die Besucher das etwas am Rande liegende Krankenhaus erreichen konnten, fuhren sie 15 Minuten mit der Straßenbahn über Loh und Schönebecker Straße. Zum großzügigen Gelände gehörte eine Gartenanlage mit zwei Teichen. Es gab eine eigene Gärtnerei mit Treibhäusern.
Eine Vorstellung von dem damaligen Krankenhausaufenthalt vermittelt ein Blick in die Beköstigungsverordnung von 1922, die beschreibt, welche Patientenklasse — es gab drei — wie versorgt wurde: Auf dem Speiseplan stand unter anderem Wein- und Biersuppe sowie Mondaminsuppe. Während die 3. Klasse zum Frühstück nur ein Drittel Liter Milch bekam, gab es für die erste Klasse Kaffee mit Milch und Zucker sowie ein Brot mit Butter. Rotwein wurde zu Arzneizwecken eingesetzt.
Bereits vor 125 Jahren, am 12. August, wird der „Bethesda Verein für allgemeine Krankenpflege zu Elberfeld“, das heutige „Diakoniewerk Bethesda Wuppertal“ gegründet. Junge Frauen kommen angesichts der Armut des 19. Jahrhunderts aus dem gesamten Bundesgebiet nach Elberfeld, um hier die Krankenpflege zu erlernen und Diakonisse zu werden. 1890 wird unter dem Dach des „Bethesda Vereins für allgemeine Krankenpflege zu Elberfeld“ ein Krankenhaus in der Nordstadt mit 35 Betten eröffnet.
1929, im Gründungsjahr der Stadt Wuppertal, zieht der Verein in das neu erbaute Krankenhaus an der Hainstraße. Die Wuppertaler sprechen stolz vom „Haus der 1000 Fenster“. Das nach neuesten Grundsätzen der medizinischen Versorgung erbaute Gebäude verfügt über 450 Betten in Vier- bis Sechsbettzimmern und versorgt sich selbst: Die eigene Bäckerei fehlt ebenso wenig wie die Ställe für Tiere.
Das Petrus-Krankenhaus wurde 1901, vor 110 Jahren, seiner Bestimmung übergeben. Es war auf Betreiben und mit Unterstützung der katholischen Kirchengemeinde St. Antonius errichtet worden. Erlöse aus Kollekten der Borromäerinnen und Vermächtnisse halfen dabei, das Haus zu finanzieren. Der Name Petrus-Krankenhaus geht der Legende nach auf Peter Meisloch zurück. Er war um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Gemeindepfarrer.
Die Kirchengemeinde hatte schon im Jahre 1854 die Schwestern vom Hl. Karl Borromäus aus Trier nach Wuppertal gerufen, um die Not der Bevölkerung Barmens zu lindern. Diese Schwestern hatten in einem Vorgängerbau des Petrus-Krankenhauses begonnen, die Armen, Alten und Kranken in Barmen zu versorgen.
Die Borromäerinnen unterstützen bis heute „ihr“ Krankenhaus — zuletzt bei der Ausgestaltung der neuen Kapelle des Hauses, die vor zwei Jahren ihrer Bestimmung übergeben werden konnte.