Konzert: Schöne Erdmöbel in der Börse

Münsteraner Band überzeugt ihr Publikum an der Wolkenburg.

Wuppertal. Es gibt Abende, die sollte man einfach nicht verpassen: In der Börse an der Wolkenburg bescherte die in Köln sesshafte Münsteraner Band Erdmöbel den Fans deutschsprachiger Indie-Musik einen genau solchen — in ausgelassener Spiellaune.

Wie an einer Kette aufgereiht entfachten Sänger, Gitarrist und Texter Markus Berges, Produzent Ekki Maas, dessen Bassläufe die Melodien trugen, Schlagzeuger Christian Wübben und Pianist Wolfgang Proppe sowie Henning Beckmann an der Posaune ein Feuerwerk aus Songperlen und Pop-Hymnen — mal verträumt und rätselhaft, mal sexy und vertrackt. Sentiment und Lakonie in einem Atemzug — die Schönheit der Gegensätze aus 16 Jahren, in der die Band neun Alben produzierte, wühlte die Herzen der Besucher auf. In ihrer Song-Revue „Retrospektive“ offenbarte sich die stilistische Bandbreite und Ausnahmestellung der Erdmöbel. Ob feine Popsongs wie „Au-Pair-Girl“, Das Leben ist schön“ oder „77ste Liebe“, beschwingte Latin-Rhythmen („Vergnügungslokal mit Weinzwang“) oder rockige Nummern wie etwa „Wurzelseliger“ oder „Fremdes“ — sie beeindruckten ebenso wie die melancholischen „Anfangs Schwester heißt Ende“, „Wette unter Models“ oder „Der blaue Himmel“.

Skurrile Texte, so zart und zerbrechlich, so treffend und wahrhaftig, mit einer Dynamik und musikalischen Ausgewogenheit, die unaufgeregt und souverän aufs Publikum übersprang. Pointierte Arrangements gepaart mit der Leichtigkeit der Instrumentierung und verdichteten Texten, die direkt dem Herzen zu entspringen schienen, packten den Zuhörer und ließen ihn nicht mehr los. „Alle Songs von „Retrospek-tive“ waren wichtig für unseren Weg“ meint Bassist Ekki auf die Frage, ob es einen Lieblingssong der Band gäbe, zur WZ. Wuppertal sei aufgrund der Architektur und Häuserstruktur eine der interessantesten Städte — und er habe früher mal eine Freundin am Ölberg gehabt, so der Bassist.

„Der Bandname ist einer spontanen Idee entsprungen und hat, wie sich später herausstellte, eine eher im Morbiden angesiedelte Bedeutung“ erzählt Sänger Markus Berges. Trotz des spärlichen Zuschauerzuspruchs hatte die Band großen Spaß während des Konzerts, „weil auch musikalisch vieles gestimmt hat“, wie die Musiker danach sagten. Erdmöbel — das ist anspruchsvolle Musik, nicht nur für hoffnungslose Romantiker.