Ein Weihnachtsstück mit Biss: "Der kleine Vampir" kommt

„Der Kleine Vampir“ hat am Freitag Premiere — mit Anleihen bei Tim Burton.

Wuppertal. „Das darf durchaus etwas in Richtung Gesichts-Fasching gehen!“ Was der Intendant meint, könnte man in etwa so übersetzen: Der kleine Vampir (Björn Lukas) und sein neuer Freund (Mateusz Dopieralski) dürften sich ruhig etwas erschrockener geben, wenn sie sich gegenseitig um den Frühstückstisch jagen, als sei der Teufel hinter ihnen her.

Schauspiel-Chef Christian von Treskow beobachtet das Ganze mit sichtlichem Spaß und quittiert die Probe mit jugendlicher Wortwahl: „Das geht noch etwas fetter!“ Schließlich soll es am kommenden Freitag nicht zu übersehen sein: „Der kleine Vampir“ nimmt Kurs auf Wuppertal.

Wenn sich um 17 Uhr der Premierenvorhang im Kleinen Schauspielhaus hebt, prallen Welten aufeinander: Das geordnete Reich menschlicher Spießer wird von einer „völlig chaotischen Patchwork-Familie“ aufgemischt, die im Vampirgewand daherkommt. „Eigentlich ist es ja ein Ur-Wuppertaler Stoff“, sagt der Intendant. In Vorbereitung auf seine Bühnen-Adaption hat er sich Vampir-Filme angesehen — „auch den, der in Wuppertal gedreht wurde. Da fliegt der kleine Vampir unter der Schwebebahn hindurch.“

Beste Voraussetzungen, um die Vampire auf Zuschauer ab sechs Jahren loszulassen — und auf die Bühne zu holen. Eine Lektion hat das Ensemble nach fünf Probewochen bereits gelernt: „Sich auf der Bühne nicht zu benehmen, ist viel schwieriger, als sich zu benehmen.“ Christian von Treskow sagt es mit Blick auf seine beiden Hauptdarsteller, die eine bizarre Freundschaft zum Leben erwecken: Im Gegensatz zum Grafen Dracula, der statt Wein einen anderen Saft bevorzugt, gelüstet dem kleinen Vampir Rüdiger von Schlotterstein (noch) nicht nach Blut — er ist ja erst 150 Jahre alt.

Das Menschenkind Anton Bohnsack zählt zwar nicht mal ein Zehntel an Jahren, mag aber wiederum schrecklich gerne Vampirgeschichten. Soll nicht heißen, dass er nicht einen gehörigen Schreck bekommt, als Rüdiger eines Abends unter seinem Bett auftaucht — der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Während die Bohnsacks — An Kuohn und Ralf Grobel spielen Antons Eltern — ein beschauliches Einfamilienhaus ihr Heim nennen, hat sich die Schlotterstein-Familie im örtlichen Friedhof einquartiert.

„Das Fremde ist bedrohlich, hat aber auch menschliche Züge“, erklärt Dramaturg Sven Kleine — womit die wichtigste Botschaft bereits verraten wäre. Und auch dieses Geheimnis lüftet Christian von Treskow: Ein Filmemacher ist Vorbild bei der Ausstattung gewesen. „Wir setzen auf ein vampirisches Ambiente im Stil von Tim Burton“, erklärt der Regisseur, der die Geschichte „garantiert unblutig und nicht allzu gruselig“ in Szene setzen will.

Zurück zum Bühnengeschehen also. Anton reicht Rüdiger in bester Absicht Gummibärchen, erntet aber nur empörtes Unverständnis. Denn der Blutsauger probiert und schüttelt sich: „Willst du mich vergiften?!“

Und ja — diesmal ist es auf der Bühne ganz deutlich zu sehen: großes Gesichts-Fasching für kleine Vampire.