Koreanischer Pop begeistert das Tal

K-Pop heißt die Kultbewegung Koreas, die auch in Wuppertal immer mehr junge Anhänger findet. In Barmen gab es jetzt eine Schnupperstunde mit einem Szene-Star.

Foto: Andreas Fischer

Rechter Fuß, linker Fuß, seitliche Körperwelle nach rechts und eine nach links. Die Hände nach oben und dabei hüpfen. Danach eine coole Pose. Haltung bewahren und am besten dabei auch noch lächeln und nicht angestrengt aussehen. Tanzlehrer Beom Seok Jeong gehen die Bewegungen ganz leicht von der Hand. Extrem präzise und in einer enormen Schnelligkeit tanzt er zu den pulsierenden Beats.

Die rund 30 Schnupper-Schüler eifern dem 24-jährigen Koreaner nach. Ganz so fließend wie bei ihm sehen die Bewegungen zwar noch nicht aus und die ersten Schweißperlen kullern bereits nach zehn Minuten an den angestrengten Gesichter hinunter, aber das macht nichts. Denn zum Lernen der Choreografie ist noch viel Zeit.

Beim K-Pop ist für jeden Musikgeschmack etwas dabei. Zwar liegen die Wurzeln in der Popmusik, aber die Musik aus dem Land der diesjährigen Winter-Olympiade bezieht auch Elemente aus Soul, Rap, Rock, R’n’B und Funk mit ein. Die asiatische Musik unterscheidet sich von westlicher Pop-Musik kaum. Nur die Sprache ist anders. Gesungen wird auf koreanisch. In der Regel spricht der K-Pop in Deutschland Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von zehn bis Mitte 20 an. In Korea sei das anders, sagt Tanzlehrer Beom Seok Jeong: „Dort kennt das Interesse kein Alter.“

In Wuppertal wohl auch nicht. Zwar war die 40-jährige Julia vom Alter her die älteste Teilnehmer der Schnupperstunde, dafür aber eine der beweglichsten. „Ich tanze regelmäßig mit meiner Tochter zu Hause zu K-Pop-Choreografien“, erzählt sie. Die Probestunde hat der Uellendahlerin und ihrer Tocher Lili (14) so viel Spaß gemacht, dass sie sich im Anschluss direkt gemeinsam für den fortlaufenden Kurs angemeldet haben.

Die anderen Mädchen im Kurs sind neidisch auf Lili. „So eine coole Mutter hätte ich auch gerne. Dass die überhaupt K-Pop kennt und dann noch mitmacht“, sagt eine Teilnehmerin. Auch Amira (17) aus Elberfeld hatte ihren Spaß. Von K-Pop hatte sie zuvor noch nie etwas gehört. „Eine Freundin hat mir von dem Kurs hier erzählt. Es hat total viel Spaß gemacht und so schwer war es auch nicht. Denn ich tanze Hip Hop und die Bewegungen waren ähnlich“, sagt sie. „Ich habe mir hier coole Bewegungen abgeguckt, die ich auf jeden Fall nutzen werden.“

Den K-Pop nach Wuppertal gebracht hat Yunjin Helena Kwon. Unterstützt wird sie dabei von Esther und Bernd Chrischilles vom Hop Spot Tanzstudio aus Köln. Die in Deutschland aufgewachsene Koreanerin Kwon ist in der Szene ein Star. Und wie hart es in der Branche zu geht, weiß sie aus eigener Erfahrung: „In der Welt des K-Pop werden die Gruppen hoch professionell entworfen. Die Bandmitglieder durchlaufen ein intensives Training, damit sie perfekt eingespielt sind, wenn sie die Bühne betreten. Idole, so werden die Mitglieder genannt, passen häufig auch ihre Frisuren und ihr gesamtes Aussehen aneinander an, damit die Gruppe wie eine Einheit wirkt. Und das ist wirklich sehr anstrengend.“

Mit 15 Jahren durchlief die 32-jährige Kölnerin selbst ein solches K-Pop-Star-Programm, zog dafür sogar nach Korea. Nach einigen Jahren hörte sie allerdings auf. „Ich war ganz alleine ohne meine Eltern dort und dann der ständige Leistungsdruck, das wurde mir einfach zu viel“, erzählt sie.

Mittlerweile organisiert Kwon, die auch eine Ausbildung im klassischen Ballett gemacht hat, K-Pop-Veranstaltungen in Deutschland und leitet Kurse in Köln, Düsseldorf und Wuppertal. Da es mittlerweile so viele Interessenten gibt, gehen ihr verschiedene Tanzlehrer, die sie selbst ausbildet, wie zum Beispiel Beom Seok Jeong, zu Hand.