Vorläufige Planung veröffentlicht Krankenhausplanung in NRW: Kritik aus Wuppertal ist angekommen

Wuppertal · In NRW soll die Krankenhauslandschaft neu geordnet werden. Kritik gab es unter anderem aus Wuppertal – offenbar mit Wirkung.

Noch wird weiter verhandelt, welche Kliniken künftig was anbieten.

Foto: obs/stefanamer

In NRW soll die Krankenhauslandschaft neu geordnet werden. Seit kurzem zeichnet sich deutlicher ab, was das für die einzelnen Krankenhäuser bedeutet. Die Wuppertaler Häuser sollen wie andere auch in vielen Bereichen weniger Fallzahlen als beantragt zugewiesen bekommen, in einigen Bereichen sollen einzelne Kliniken keinen Auftrag mehr bekommen. Auch wenn Ute Wenzel, Leiterin des Wuppertaler Gesundheitsamts, noch ein einigen Stellen Nachverhandlungen für nötig hält, findet sie: „Wir sind ganz gut weggekommen.“

Das Ziel der Reform ist, dass die Krankenhäuser sich stärker spezialisieren, dennoch soll die Versorgung für alle sichergestellt sein. Grundlage der Neuplanung ist die Aufteilung aller medizinischen Angebote auf 64 Leistungsgruppen voll Allgemeine Innere Medizin bis Pankreastransplantation. Für diese wurden jeweils Qualitätskriterien und Kapazitäten pro Region festlegt. Die Krankenhäuser konnten 2023 angeben, in welchem Umfang sie welche Leistungen anbieten wollen.

Als 2023 in einer ersten Runde die Krankenkassen erklärten, wie viel sie finanzieren wollen, gab es noch viel Uneinigkeit. Nach Stellungnahmen aus den Kommunen dazu hat das NRW-Gesundheitsministerium im Juni veröffentlich, was welches Krankenhaus aus seiner Sicht anbieten sollte. Dazu können die Häuser jetzt Stellung nehmen. Endgültige Entscheidungen sollen bis Ende 2024 fallen.

Nach der ersten Runde hatte Gesundheitsamtschefin Ute Wenzel Kritik in vier Bereichen: Sie drang darauf, dass das Bethesda Krankenhaus auch künftig Herzeingriffe durchführen kann und ihm mehr Fallzahlen für die Neuro-Frühreha zugeteilt werden, dass das Petrus-Krankenhaus wie beantragt Palliativmedizin anbieten kann und dass in der Psychiatrie mehr Belegtage finanziert werden.

„Alles, was wir beanstandet haben, ist gut gelaufen“, äußert sie sich zufrieden. Denn in der aktuellen Aufstellung sind die zugewiesenen Fallzahlen entsprechend verändert. Ute Wenzel freut sich, dass vor allem im Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie aufgestockt werden soll: „Das finde ich klasse.“

Sie lobt, viele Entscheidungen seien gut nachvollziehbar – wenn etwa Mindestkriterien nicht erfüllt sind oder ein zu großes Angebot beschränkt werde. „Das ist im Prinzip in Ordnung so.“ Sie sieht aber in Details noch weiteren Verhandlungsbedarf, da etwa Leistungsbereiche miteinander zusammenhängen, die Streichung des einen andere Bereiche beeinträchtigen könne.

Insgesamt stellt das Land in fast allen Leistungsbereichen eine „Überzeichnung“ fest, also zu viele angebotene Fallzahlen durch die Krankenhäuser. Daher wurden in fast allen Bereichen beantragte Fallzahlen reduziert, zum Teil diese Bereiche weniger Häusern zugewiesen. So wollen beispielsweise 57 Krankenhäuser im Regierungsbezirk Düsseldorf „Revision Hüftendoprothese“ anbieten, das Land plant aber derzeit, nur 26 Häusern dafür eine Zuteilung zu geben. In Wuppertal dem sollen das Helios und das Krankenhaus St. Josef diesen Bereich anbieten können, das Bethesda nicht.

Kritik an fehlender Beteiligung der Bevölkerung

Eine Unterversorgung hat das Ministerium nur an wenigen Stellen diagnostiziert, etwa in der Palliativmedizin, so dass alle Häuser auch die beantragten Fallzahlen erhalten sollen – in Wuppertal Helios, Petrus und Bethesda. Unterversorgt ist auch die Kinder- und Jugendmedizin, weshalb alle beantragenden Häuser mehr Fallzahlen zugewiesen bekommen sollen, das Wuppertaler Helios Klinikum statt der beantragten 3650 rund 3800 Fälle pro Jahr.

Das Helios Universitätsklinikum möchte sich angesichts des laufenden Verfahrens zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter äußern. Aus dem Petrus- und dem St-Josef-Krankenhaus heißt es, man werde zu allen Bereichen mit reduzierter oder abgelehnter Fallzahl begründende Stellungnahmen abgeben, um die Zuweisung zu erwirken, nur bei den Lebereingriffen aufgrund der geringen Fallzahl und der hohen Spezialisierung darauf verzichten.

Unter anderem will das Petrus-Krankenhaus dafür kämpfen, auch Fallzahlen im Bereich EPU (Elektrophysikalische Herztkatheteruntersuchung)/Ablation zugewiesen zu bekommen. Das hatte das Land wegen der Nähe des Helios-Klinikums abgelehnt. „Hier sind wir als Klinikverbund zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch sehr optimistisch, dass dies gelingen wird.“ Die Klinik verweist auch auf die geplanten Zuweisungen für den Bereich HNO einschließlich der Cochlea-Implantate, die „den hohen Stellenwert der Klinik für HNO am Cellitinnen-Krankenhaus St. Petrus“ zeige.

Für das Bethesda-Krankenhaus erklärt Geschäftsführer Norman Westphal: „Besonders freuen wir uns, dass das Ministerium neben anderen Leistungsbereichen unser Krankenhaus in den Fächern Neurologie, Neurochirurgie und Neuroradiologie weiter stärkt.“ Zudem nehme man dankbar zur Kenntnis, „dass wir im Bereich der Frauenheilkunde, vor allem im onkologischen Bereich, überzeugen konnten und hier auch in Zukunft eine Versorgung auf höchstem Niveau sicherstellen werden.“ Auf anderen Gebieten, insbesondere in der Gefäßchirurgie, seien sie noch im Dialog mit dem Ministerium, wollten sich dazu nicht äußeren. Sicher sei, dass ihr Haus als bedarfsnotwendig gesehen werde, „weil es Spitzenmedizin an einem Standort erbringt“, so Westphal, der zudem auf die wirtschaftliche Solidität des Bethesda verweist.

Marcel Gabriel-Simon, Grünenpolitiker im Sozialausschuss des Stadtrats, ist wichtig, dass das Versprechen des Landes eingehalten wird, dass für alle das nötige Krankenhaus erreichbar ist. Die Reform dürfe „nicht auf Kosten der Patienten gehen“.

Der Wuppertaler SPD-Landtagsabgeordnete Josef Neumann, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Landtag, machte deutlich: „Nicht alle können zufrieden sein, das war schon vorher klar.“ Auch er ist der Ansicht, dass Wuppertal wohl „ganz gut wegkommen wird“ ist: „Hier gibt es keinen Kahlschlag.“ Er hält es vor allem für wichtig, dass die Notfallversorgung überall gesichert ist, auch nach den Krankenhaus-Schließungen in den Nachbarstädten. „Dafür setze ich mich ein.“

Gleichzeitig übt er Kritik, dass die Planung allein von Vertretern des Gesundheitswesens und den Behörden vorgenommen wurde: „Die Bevölkerung und die Patienten sind an keiner Stelle beteiligt.“ Seiner Ansicht nach hätte man nach Formen der Beteiligung suchen, etwa die Patientenfürsprecher an den Krankenhäusern einbinden müssen. Bei der geplante Krankenhausreform des Bundes fehle dieser Aspekt noch mehr. Zum wiederholten Mal kritisiert Neumann, dass die Neuplanung in NRW nicht ausreichend finanziert ist: „Die dafür vorgesehen 2,5 Milliarden Euro werden nicht reichen.“