Wuppertal Krimi: WSV-Spieler zerschellt am Robert-Daum-Platz
Der Germanist Bruno Arich-Gerz hat einen schräg-verspielten Krimi über den Aufstieg des WSV und Marotten der Wuppertaler geschrieben.
Wuppertal. Bei manchen Regionalkrimis besteht der einzige Reiz darin, dass man den Tatort kennt; alles andere erträgt man halt. Nicht so bei Bruno Laberthier und seinem frisch erschienenen „Fußballkrimi aus Wuppertal“. Hochaktuell geht es in „Alle Löwen feiern . . .“ um den Aufstieg des WSV in die Regionalliga. Dass die Lektüre munteres Kicher-Vergnügen bereitet, mag daran liegen, dass der Autor nicht von hier stammt, sondern erst vor zwei Jahren hergekommen ist — also einen distanzierteren Blick auf die Stadt hat, sich zugleich aber bemerkenswert flott auf die Lokalitäten, Mentalitäten und Marotten eingestellt hat.
„Das klappt, wenn man eine gute Sekretärin hat, die einem sagt, wo man hingehen kann“, sagt Bruno Laberthier, der eigentlich Bruno Arich-Gerz heißt und 1966 in Köln geboren wurde. Außerdem ist er als promovierter Germanist, der an der Uni Lehramtsstudenten in der Didaktik der deutschen Sprache und Literatur unterrichtet, gut geübt in sprachlichen Ebenen. Spielerisch verdichtet er sie zum überraschenden Handlungsgeflecht. So lässt Arich-Gerz sein Autoren-Alter-Ego Laberthier auch selbst im Roman auftreten und sich mit dem ermittelnden Ich-Erzähler zanken.
Herr Arich-Gerz, wie lange haben Sie an dem Buch geschrieben?
Bruno Arich-Gerz: Ich habe im Herbst angefangen, im Februar hat es der Verlag bekommen.
Da stand der Aufstieg des WSV doch noch gar nicht fest?
Arich-Gerz: Man muss eben manchmal ein bisschen zocken. Bei meinem vorigen Krimi über den SV Darmstadt 98 hat es mit dem Schreiben und dem Aufstieg auch schon so geklappt.
Wie gut kennen Sie den WSV?
Arich-Gerz: Er gehört mit Meister Pröpper zu meiner Bundesliga-Sozialisation in den 70er Jahren. Ich habe auch noch ferne Bilderinnerungen an das Stadion, wie es damals aussah. Ich habe den Verein immer aus der Ferne verfolgt, weil er mir sympathisch ist. Wenn man dann in Wuppertal andockt, ist man sofort entbrannt.
Was ist das Sympathische an dem Verein?
Arich-Gerz: Es gibt Vereine, die ich mag (Fortuna Köln), und die, die andere mögen können (Bayer Leverkusen). Der WSV gehört zu den vielen Traditionsvereinen, die fast den Bach heruntergegangen sind. Ich habe alle gern, die kurz vor dem Exitus stehen.
Ihr Krimi spielt zwischen Luisenstraße und Tanztheater, Stiftungsgesellschaften und dem Löwengehege im Zoo. Wer soll sich da alles wiedererkennen?
Arich-Gertz: Das einzig Autenthische sind die Else Lasker-Schüler-Zitate — die offenen und die vielen versteckten. Das ist wirklich kein Schlüsselroman. Ich habe Anspielungen auf die Uni tunlichst unterlassen, kenne mich auch in der Friseurszene nicht weiter aus, habe Vieles verfremdet. Auch die Zitate aus WZ-newsline gibt es so natürlich nicht. Aber es bleibt immer das Risiko, dass die Leute doch meinen, Schlüssel in einem Buch zu finden.
Ihr Buch ist so schräg, ist das überhaupt noch ein Krimi?
Arich-Gerz: Der Verlag vertreibt das auch aus Marketinggründen als Krimi, aber ich sehe das mehr als Anti- oder Meta-Krimi. Weil der Autor selbst mitspielt und weil am Ende klar wird, dass es auch eine komplett andere Version der Geschichte gibt, die die Schwester des Autors schreibt. Dann möchte ich den Finger auf den kommerziellen Zirkus um Fußballprofis legen, Dilbert und Andrea wollen ja aus der Haarmode von Fußballern ein Riesengeschäft machen.
Sie haben über den US-Schriftsteller Thomas Pynchon promoviert. Beeinflussen seine experimentellen Romane Ihr Schreiben?
Arich-Gerz: Die Romane faszinieren mich, die wird man so schnell nicht wieder los. Wenn ich Input brauche — nicht vom Inhalt, sondern vom Sound her, dann lese ich David Foster Wallace oder tatsächlich Thomas Pynchon. Das gibt mir Inspiration und Rückversicherung.
Wenn Sie da so nah dran sind: Warum schreiben Sie dann unterhaltsame Krimis und nicht einen ernsthaften Roman?
Arich-Gerz: Kann ja noch kommen.