Begegnungen mit Kunst und Künstlern
Elf Galerien und Museen faszinierten die Besucher in der Kunst- und Museumsnacht.
Wuppertal. Mit ganzer Wucht wirken die Gefühle auf ihn ein: „Ich bin fasziniert“, sagt Künstler Otto Zech. Sein Blick ist auf die Frau in der Mitte des hellen Raumes gerichtet. Ganz allein steht sie da. Zerreißt Papier in kleine Schnipsel. Immer und immer wieder. Unaufhörlich. „Viele sind gar nicht mehr in der Lage, diese Reduktion der Gefühle zu erleben“, führt Otto Zech fort. Im Rahmen der Kunst- und Museumsnacht am Freitag erlebte er in der Galerie Kunstkomplex eine sechsstündige Körper-Performance der besonderen Art.
Hauptakteurin der sogenannten „Long Durational“-Performance ist die schwedische Künstlerin Anna Berndtson. Was sie zeigt, ist verwirrend und bedrückend zugleich — und erfordert eine Menge Ausdauer: „Die mentalen Grenzen des Betrachters werden ausgelotet. Zugleich baut sich im Kopf jeder seine eigene Geschichte um das Gesehene zusammen. Wer sich darauf einlässt, kann tief berührt werden“, erklärt die Galeristin Nicole Bardohl. Sechs Stunden lang zerstört Anna Berndtson Papier. Und obwohl sie von neugierigen Zuschauern umgeben ist, ist sie doch allein. Isoliert in einem Raum aus Licht, leeren Gedankenhüllen und immer wiederkehrenden Handlungsabläufen.
Nicht weit davon entfernt tummeln sich die Besucher in den Räumen des Neuen Kunstvereins Wuppertal. Dort sorgen 730 Fotos für Staunen. Die Künstlerin Eilike Schlenkhoff erklärt: „Seit 2009 mache ich nach dem Erwachen Selbstportraits. Mittlerweile werde ich panisch, wenn ich morgens wach werde und nicht direkt meine Kamera finde.“ Es sind Bilder, die Eilike Schlenkhoff ungeschminkt zeigen und dabei direkt in ihr Schlafzimmer führen. Intim? Ja. Allerdings: „Mir geht es in erster Linie um Zeitlichkeit — oder Vergänglichkeit“, so die Künstlerin. Ganz im Sinne des Neuen Kunstvereins, der unter dem Motto „Personal Pictures“ auf eine Reflexion der „Alltäglichkeit“ setzt. Neben Eilike Schlenkhoff präsentieren Kenneth Keen und Benjamin Nachtwey ihre Arbeiten. Besucher Mark Schneider ist beeindruckt: „Auf mich haben die gemalten Realitätsfragmente eine sehr romantische Wirkung“.
Beschwingt geht es weiter zu den Kunststudenten der BUW an der Friedrich-Ebert-Straße. Dort zeigen Maler, Bildhauer und Grafiker aus allen Semestern experimentelle Wege, Kunst neu zu erschließen. Unter ihnen Frederik Ellerbrock: „Ich zeige prozessorientierte Malerei, die auf die Wirkung und nicht den Inhalt setzt.“ Das Ergebnis: Viel Neon, Humor und Leichtigkeit. Passend zum Abend, der mit vielen Besuchern und noch mehr Austausch in insgesamt elf Galerien und Museen um Mitternacht stimmungsvoll endete.