Kultur Der „Seelenbrecher“ kommt zu Weihnachten
Das Taltontheater zeigt den Psychiatrie-Thriller von Sebastian Fitzek.
Wenn man Weihnachten in einer psychiatrischen Einrichtung mit dem Namen „Teufelsbergklinik“ verbringt, von der Außenwelt durch einen Schneesturm abgeschnitten ist und dann noch – rein zufällig – ein Krankentransport mit einem mutmaßlichen Psychopathen reinschneit – dann sind die Voraussetzungen für geruhsame Feiertage nicht besonders günstig. Und so ist es denn nicht verwunderlich, dass am Ende des Stücks „Der Seelenbrecher“ bis auf den Täter oder die Täterin alle Insassen und Mitarbeiter der Klinik tot sind oder zumindest schwer verletzt zurückbleiben. Bis es so weit ist, durchlaufen die Zuschauer der neuesten Inszenierung des Taltontheaters eine Zeit der dramaturgischen Irrungen und Wirrungen, Verdächtigungen und Mutmaßungen, wissenschaftlichen und küchenpsychologischen Exkurse.
Die Situation eskaliert, als der
„Seelenbrecher“ eingeliefert wird
Der Thriller „Der Seelenbrecher“ von Sebastian Fitzek, der am Samstag seine Premiere hatte, spielt in einer psychiatrischen Privatklinik, in der der unter einer „retrograden Amnesie“ (sprich Gedächtnisverlust) leidende Caspar eingeliefert wird, der offenbar auf irgendeine Weise seiner Tochter Übles getan hat.
Hinzu kommen die Patientin Greta Kaminsky (Doris Hartmann) sowie die beiden Nervenärzte Professor Dr. Samuel Raßfeld (Jens Kalkhorst) und Dr. Sophia Dorn (Miriam Kalkreuth), der Hausmeister Dirk Bachmann (Denny Pflanz) und die Schwester Yasmin Schiller (Stephanie Spichala).
Die Situation eskaliert, als ein Patient eingeliefert wird, bei dem es sich nach Ansicht aller Anwesenden um den „Seelenbrecher“ handelt, einem Psychopathen, der drei junge Frauen auf bislang unbekannte Weise ins Koma versetzt – quasi ihre Seele gebrochen – hat.
Die Aufregung in der Klinik ist entsprechend groß – zumal mit Tom Schadeck (Moritz Heiermann) ein Sanitäter auf der Bildfläche erscheint, der eine grundsätzlich aggressive Haltung gegenüber seinen Mitmenschen an den Tag legt. In dem eingelieferten Patienten Dr. Jonathan Bruck (Niklas Selz) vermuten Klinikpersonal und Patienten den Psychopathen – ihn versuchen sie auszuschalten oder zumindest Hilfe in die eingeschneite Klinik zu holen. Dass der wahre Täter ein anderer oder eine andere ist, kann der geneigte Zuschauer recht schnell ahnen. Wie das Stück ausgeht, sei hier allerdings nicht verraten.
Mit dem Thriller von Sebastian Fitzek setzt das Taltontheater auf einen arrivierten Autor, der als „deutscher Star des Psychothrillers“ (Programmheft) gilt. Das klingt vielversprechend, kann in der Theater-Adaption von Marc Gruppe und der Regie von Benjamin Breutel aber nicht überzeugen. Zu überzeichnet und klischeehaft sind die Figuren, die Charaktere haben zu wenig psychologische Tiefe, statt Spannung zu erzeugen, wird sie künstlich herbeigeredet und dann mit Geschrei, Gepolter und Theaterblut auf den erwartbaren Höhepunkt getrieben. Die Erklärungen des Täters zum Schluss des Stücks fallen zudem konfus aus und hinterlassen mehr Fragen als Antworten.