Wuppertaler Kultur Ein Seelenbrecher und „The King’s Speech“

Das Taltontheater bietet in der neuen Spielzeit sieben Premieren – vom Thriller bis zur Komödie und zum Filmerfolg.

  Jens Kalkhorst in seinem Taltontheater. Die Vorbereitungen für die neue Spielzeit laufen auf Hochtouren.

 Jens Kalkhorst in seinem Taltontheater. Die Vorbereitungen für die neue Spielzeit laufen auf Hochtouren.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Die Menschen lieben besondere Geschichten, die gut erzählt werden. Das wissen auch die Taltontheatermacher, die auf eine solide Spielzeit 2018/19 mit gut 5000 Besuchern und 90 Aufführungen zurückblicken können. Zwar seien auf der einen Seite nicht alle Ideen aufgegangen, meint der künstlerische Leiter Jens Kalkhorst selbstkritisch mit Blick auf das Weihnachtsstück, das bewusst nicht als solches daherkam. Dafür hätte es mit „Die zwölf Geschworenen“, „Harold und Maude“ und „Die Niere“ auf der anderen Seite drei Überraschungshits gegeben, die ihm vor Augen geführt hätten, dass das Publikum nicht nur lachen, sondern angesprochen werden wolle, so dass das Theatererlebnis auf dem Weg nach Hause nachhalle. Der neue Spielplan für 2019/20 geht diesen Weg konsequent weiter.

Das 60-köpfige Talton-Ensemble stemmt in der neuen Spielzeit sieben Produktionen. Ein enormer Einsatz, den es in seiner Freizeit leistet und dem Kalkhorst, der nicht nur den Spielplan verantwortet, sondern meist auch Regie führt, Hochachtung zollt. Nach zwei Gastspielen (7. und 21. September, siehe Kasten) und zwei Wiederaufführungen des Stücks „Die Niere“ (14. und 15. September) folgt die erste Premiere, die zugleich der erste Thriller im Taltontheater ist. Ab 28. September wird der Roman „Der Seelenbrecher“ nach dem gleichnamigen Bestseller von Sebastian Fitzek aufgeführt. Kalkhorst verspricht eine sehr spannende, absolut lachfreie Story mit einer wirklich gelungenen Auflösung.

„Jeder kann es gewesen sein“ ist der Titel der Kriminalkomödie, in der sich Autor Alan Ayckbourn mit einem Augenzwinkern vor den Altmeistern des britischen Krimis verneigt. Der Krimi-Spaß überrascht Publikum und Ensemble mit drei möglichen Enden. Wie die bei den einzelnen Aufführungen festgelegt werden, überlegt Kalkhorst noch. Premierentermin ist der 19. Oktober.

Erstmals wird auch ein
Thriller aufgeführt

Das Weihnachtsstück ist diesmal die rundum erneuerte Revue „Oh Tannengrau’n!“, die ein Eigenwerk ist und bereits 2014 Publikumsliebling war. Ab 30. November werden sämtliche bekannte Weihnachtspopsongs (samt Ohrwurmgarantie), das gesamte Weihnachtspersonal, eine humorige „Attacke“ auf die Weihnachtsindustrie sowie ein Happy End zu einem unterhaltsamen Bühnen-Paket geschnürt.

Kalkhorsts persönlicher Favorit eröffnet am 17. Januar das neue Jahr. „Wer ist Monsieur Schmitt?“ von Sébastian Thiery ist eine absurde Komödie über Wahrheit und Einbildung, mit ernstem Hintergrund und versöhnlichem Ende. „Das Stück ist ein Drahtseilakt. Das, was man eine Stunde gesehen hat, steht am Ende in einem anderen Licht da.“

Ganz ohne Boulevardkomödie kommt auch die neue Spielzeit nicht aus. Freilich hat „Alle außer mir“ nichts mehr mit den eher altbackenen Stücken um die Jahrhundertwende gemein, verspricht temporeichen Spaß, bei dem man hinterher nicht mehr wisse, wer wer sei, „denn alle haben ein Doppelleben“. Auf Stefan Vögels „wunderschöne Geschichte über verwechselte Babys“ freut sich Kalkhorst auch deshalb, weil er sie als Uraufführung zeigen darf.

„Der Film war schön, das Stück ist besser“, sagt der Regisseur über die Premiere Nummer sechs, die am 18. April gefeiert wird. Das Schauspiel „The King’s Speech“ von David Seidler erzähle nicht nach, wie Herzog Albert, der spätere König Georg VI., mit Hilfe des Sprachtherapeuten Lionel Logue das Stottern überwindet. Vielmehr gehe es um einen Menschen, der sich wortgewaltigen Demagogen und Gegnern in den eigenen Reihen stellen müsse, eine Situation, in der es umso wichtiger sei, „jemanden zu haben, auf den man sich verlassen kann“.

Ganz ohne Boulevardkomödie geht es nicht

„Frau Müller muss weg“ steht für einen Komödientrend, der aktuelle Themen mit ungewöhnlichen Settings, in diesem Fall ein Elternabend in einer Grundschule, kombiniert. Lutz Hübner schrieb die Vorlage für den gleichnamigen Filmerfolg von Sönke Wortmann, in dem Schulwesen, Leistungs- und Optimierungsdruck auf spaßige, flotte und wenig klischéebelastete Art ihr Fett abkriegen. Im Taltontheater wird am 23. Mai Premiere gefeiert.