Wuppertaler Kurrende So geht es der Wuppertaler Kurrende in der Corona-Krise

Wuppertal · Chöre leiden in der Corona-Krise. So geht es der Wuppertaler Kurrende.

Vorsitzender Olaf Rosier und Manager Tilman Klett (v.l.) starten gemeinsam in einen auftrittsreichen Herbst der Wuppertaler Kurrende.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Chöre leiden in der Corona-Krise besonders - weil beim Singen Aerosole ausgestoßen werden und eine Maske   nicht wirklich weiterhelfen kann. Umso mehr freut sich Olaf Rosier, dass es der Wuppertaler Kurrende „erstaunlich gut geht“. Wozu die allmähliche Rückkehr zur „Präsenzarbeit“ genauso beiträgt wie die Tatsache, dass seit dem 1. Juni wieder ein Manager am Haus ist. „Wir liegen mit Tilman Klett auf einer Ebene, außerdem bringt er Erfahrungen aus dem Knabenchor und kaufmännische Kenntnisse mit“, freut sich der erste Vorsitzende über die Schließung der wichtigen Personalie, die seit dem Weggang von Jonathan Wahl am 1. März offen war.

Kurz vor der Sommerpause war es so weit, alle kamen wieder zusammen. Das erste Mal seit der Corona-Krise fand sich die Chorfamilie wieder live auf dem Campus an der Mozartstraße ein. „Nach ein ein Viertel Jahren war das richtig schön. Der Chorleiter (Markus Teutschbein, Red.) konnte sehen, wer da eigentlich noch da ist“, erklärt Rosier. Rund 50 Menschen umfasst der Chor. Unbeschadet stehen die Männer da, die schon mal ein Jahr Pause gut wegstecken und zudem ihr Wissen an die Jüngeren weitergeben können. Ziemlich stabil sei zum Glück auch der Anteil der Knaben, so Rosier, eingerechnet der natürliche Schwund durch den Stimmbruch. Allein der Mitgliederzuwachs über die Vorchöre war in der Pandemie weniger erfolgreich, erbrachte statt der schon mal 20 in normalen Jahren diesmal nur neun neue Mädchen und Knaben. „Es wird natürlich etwas dauern, bis wir aus der Pandemie-Delle wieder raus sind“, sagt Rosier. Dabei helfen soll eine CD, die teils in Kleinstgruppen, teils mit Hilfe von Zoom eingespielt und zusammengeschnitten wurde. Sie soll den Nachwuchs ansprechen, Jüngste zum Singen motivieren. „Musik spielt eine große Rolle. In der Corona-Krise wird sie aber zunehmend konsumiert, wir wollen zum Produzieren anregen“, sagt Klett.

Zum Schwerpunkt Singen gesellen sich bei der Kurrende Sport und Freizeit. Gemeinsam sollen sie dabei helfen, Soft Skills wie Konzentrationsfähigkeit, Teamfähigkeit und Leistungsbereitschaft, den „Spaß am Lernen einer Sache“ zu fördern, wirbt Klett und betont den Bildungsauftrag der Kurrende. Vor dem Start ins neue Jahr steht aber, nach der Coronapause im vergangenen Jahr, am 1. August erst einmal wieder eine Sommerfreizeit an, die nach Dänemark führt. Außerdem wird am 28. August ein Sommerfest gefeiert, das endlich wieder ein Zusammenkommen ermöglicht und wie bei einem Tag der offenen Tür die Kurrende, ihre Angebote und Räumlichkeiten, erfahrbar macht. Klett: „Für uns ist wichtig, dass wir unsere Angebote machen können, möglich machen, was erlaubt ist - mit Tests, Abstand und auch, wenn nötig, draußen singen. Wir sind gut vorbereitet und planen, wieder auftreten zu können.“

Begeisterung fürs Singen wurde früh geweckt

Tilman Klett wurde am 17. Juni 1997 in Crivitz geboren, er wuchs in Schwerin auf, der Partnerstadt Wuppertals. Über seine Mutter kam er schon früh zur Musik, besuchte ein Musikgymnasium, wurde nach der zehnten Klasse und einem Auslandsjahr Mitglied im mittelfränkischen Windsbacher Knabenchor, Internatsbesuch inklusive. Viele nationale und internationale Chor-Konzerte folgten, die seine Begeisterung fürs Singen festigten, nicht aber zum Wunsch führten, Sänger werden zu wollen. Also schloss Klett nach dem Abitur eine kaufmännische Ausbildung im Schweriner Landtag an, nahm ein Betriebswirtschaftsstudium an der Universität Potsdam auf. Er arbeitete für ein Dresdener Büro als Konzertmanager, betreute die Social Media-Kanäle des Windsbacher Chores. „Ich weiß schon seit ein paar Jahren, dass ich ins Knabenchormanagement will“, erklärt Klett, der sich in Wuppertal gegen fünf Bewerber durchsetzte. Innerhalb weniger Wochen habe er sich eingearbeitet, freut sich Rosier über das neue Teammitglied, das sich vorgenommen hat, den künstlerischen Leiter zu ergänzen.

Zu Kletts weiteren Aufgaben gehören neben der Nachwuchsgewinnung die Konzertplanung und die Akquise. Für die Herbstferien sieht er eine Tournee vor, die im Oktober nach Liegnitz und Wroclaw, nach Saalfeld und in die Bach-Kirche Arnstad führen und vier Konzerte und einen Gottesdient samt Kulturprogramm für die Jungs, inklusive Austausch mit anderen Knabenchören, und Sightseeing umfassen soll. Außerdem sind für die zweite Jahreshälfte bereits zwölf Gottesdienste in Wuppertaler Kirchen geplant und am 1. Oktober ein Benefizkonzert für die Opfer der Flutkatastrophe. Im September sollen neue niederschwellige Castings für die Vorchöre starten.

Für die Finanzierung der Kurrende ist trotz neuer institutioneller Förderung durch die Stadt (10 000 Euro im Jahr) stets die Unterstützung durch Sponsoren notwendig. Denn die Mitgliedsbeiträge werden bewusst niedrig gehalten, um hier keine Barrieren aufzubauen. Im Gegenteil gibt es Patenschaften, die zu Stipendien verhelfen sollen, „damit sich jeder das Singen in der Kurrende leisten kann“, erklärt Klett.

Der 24-Jährige ist natürlich längst nach Wuppertal gezogen, hat eine Wohnung im Luisenviertel gefunden, was ihm das fußläufige Erreichen der Arbeitsstätte erlaubt. Die Stadt war ihm auch zuvor nicht unbekannt - 2016 besuchte er mit dem Windsbacher Knabenchor die Kurrende, nahm an einem Konzert in der Historischen Stadthalle teil, die ihn akustisch wie optisch sehr beeindruckte.

Begeisterter Sänger ist er übrigens auch heute noch.