Ein Ganove als Arzt – und schon geht es den Patienten besser

Der Unterbarmer Laienspielkreis und das neue Stück „Der Neurosen-Kavalier“.

Wuppertal. Lachen ist die beste Therapie, hat sich der Unterbarmer Laienspielkreis (Ulk) gesagt und für seine 22. Produktion "Der Neurosen-Kavalier" ausgesucht, eine Psycho-Komödie von Gunther Beth und Alan Cooper.

Und die setzt nicht auf plumpe Mittel a la "sagt ein Mann zum Arzt...", sondern kommt gut verträglich daher. Regie führen Christine Burmeister und Stephanie Brehm. Das Rezept der Komödie baut, durchaus genretypisch, auf einer Verwechslung auf. Gauner Bollmann (Holger Heinzelmann) gerät auf seiner Flucht vor der Polizei in die Sprechstunde von Dr. Otto, dessen Sprechstundenhilfe (Petra Adolphs) ihn prompt für die angekündigte Vertretung hält, für die eigentlich Dr. de Witt (Herbert Ruhnau) vorgesehen ist.

Notgedrungen übernimmt Bollmann die Fälle der Kleptomanin Bast (Annegret Vogelsang), der frustrierten Autorin Carrera (Dominique Langer), des gehemmten Finanzbeamten Appelhans, der so gerne Elvis wäre (Christa Becker) und der depressiven Kommissarin Maiwald (Elke Heinzelmann).

Und o Wunder: Mit seinem praktischen Verstand und seiner Lebenserfahrung erreicht der Gauner in Kürze mehr, als Dr.Otto in all den Jahren. Verwicklungen und Liebe inbegriffen. Typisch Ulk sind Engagement und Spielfreude der Darsteller. Lob auch für die stimmige Kulisse und die Kostüme.

Ungewöhnlicher ist es, dass hier sehr stark auf eine Person zugeschnitten wird, Holger Heinzelmann steht fast die ganzen zwei Stunden der Aufführung auf der Bühne. Für einen Laienspielkreis ist das durchaus ein Experiment, und es ist gelungen.

Fragen hingegen kann man, ob eine Produktion Ende Februar, Anfang März unbedingt der Vorlage treu bleiben und in der Vorweihnachtszeit spielen muss. Bollmanns Läuterung und die Heilung der Patienten würde auch jahreszeitlich neutral funktionieren, zumal die Inszenierung gar nicht so sehr auf ein Weihnachtswunder abzielt. Aber das tut dem Spaß keinen Abbruch.