Ein Kunstwerk wird geschrubbt

Marcel Thomas renoviert das Wuppertaler Museumscafé mit großer Hingabe ans Detail.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Gut Ding will Weile haben. Wie wahr solche Spruchweisheiten sein können. beweist derzeit Marcel Thomas im Museumscafé. Er renoviert seit Januar am Turmhof und wollte eigentlich zur Eröffnung der Cragg-Ausstellung am 14. April fertig sein. Mittlerweile ist auch ein angedachter Maitermin nicht mehr zu halten. „Eventuell Mitte Juni“ will er die Lokalität mit etwa 70 Innen- und 70 Außenplätzen nun wiedereröffnen.

Nun ist das Café im Gebäude des Vonder Heydt-Museums nicht nur Lokal, sondern zugleich ein Kunstwerk des französischen Bildhauers Daniel Buren. „Das Kunstwerk bleibt, wie es früher war“, sagt Thomas — aber es wird wieder so frisch wie am ersten Tag erstrahlen. Denn der Gastro-Unternehmer, der auch das „Café Podest“ am Skulpturenpark und an manchen Wochenenden die „Palette“ in Barmen betreibt sowie seit 2009 Turm-Terrassen im Nordpark renoviert, ist im besten Sinne des Wortes detailbesessen.

Nur ein Beispiel: Um die Bitumenhälfte des Fußbodens (die andere Hälfte ist aus Kalksandstein) wieder schön zu bekommen, hat er fünf Firmen befragt und tagelang testen lassen, wie der Bitumen nach verschiedenen Behandlungen mit einer Diamantfräse aussieht. Nicht so toll, denn dann ist die ganze Patina weg. Also wird der Boden jetzt nur leicht angefräst und dann aufpoliert.

Extrem zeitintensiv waren auch die Streifen des Kunstwerks — Burens Markenzeichen. Museumsdirektor Gerhard Finckh steht im Kontakt mit dem 78-jährigen Künstler, der das laut Marcel Thomas aber pragmatisch sieht: Die Installation solle die Gastronomie nicht behindern.

„Mindestens sechs Wochen Bauzeit“ hat die Glaswand gekostet, die diagonal im Raum steht. Die klaren und mattierten Segmente hatten durch 25 Jahre Café-Betrieb, davon rund 15 unter Nikotineinfluss, enorm gelitten. Dafür mussten Spezialisten ran. Alle Anschlüsse im Boden und an den Decken sind neu gemacht worden, Thomas lässt auch jede Schraube in den Edelstahlbeschlägen ersetzen..

Ein Geduldsspiel sind die Spiegelfelder an der Wand, deren Kanten durch häufiges Überpinseln der Zwischenräume wellig geworden waren: Jedes der 400 Felder wurde akkurat abgeklebt und millimetergenau beigespachelt.

Eine weniger gute Nachricht für alle, die hier schon mal unbequem gesessen haben: Die Stühle bleiben. „Es gibt kein filigraneres Modell“, sagt Thomas, der an seiner Pinnwand zu Hause Bilder von 40 Stuhltypen hängen hat. Immerhin werden die Metallgestelle nun gepolstert.

Entscheidungen für die Beleuchtung der Fensterrundbögen oder Fußleisten an den Säulen fallen immer in Abstimmung mit dem Denkmalamt. Das hat zwar längst nicht alles genehmigt, was Marcel Thomas gerne gehabt hätte — elegante graubraune Außenmarkisen zum Beispiel. Dennoch lässt er auf die Denkmalschützer nichts kommen: „Sie haben sich intensiv Gedanken gemacht, das war eine gute Zusammenarbeit.“

Die Optik ist das Eine, die Technik das Andere. Das Museumscafé, das künftig Muluru heißen wird, bekommt eine ordentliche Heizung, der Toilettenbereich ist komplett neugestaltet, im Keller gibt es neue Kühltechnik. Einige Arbeiten hat das Gebäudemanagement der Stadt — sie ist die Eigentümerin — übernommen. Aber wenn er die ersten Gäste ins Lokal lässt, dürfte Marcel Thomas rund 300 000 Euro investiert haben. Sein Pachtvertrag läuft zunächst über zehn Jahre.

Das Café bekommt auch endlich eine richtige Küche, Thomas hat das bisherige Büro des Kunst- und Museumsvereins umgebaut. Von der Burgstraße aus kann bald jeder den Köchen durch die tiefen Fenster bei der Arbeit zusehen. Die Wandfliesen hat Thomas in Farbe und Struktur passend zur Außenfassade gewählt — noch so ein Stückchen Detailversessenheit. All diese Kleinigkeiten werden am Ende in einem Gesamteindruck aufgehen. Marcel Thomas ist sich bewusst: „Die ganze Arbeit sieht man nicht.“