Eine Mandolinistin mischt die Szene auf
Annika Lückebergfeld geht neue Wege: Sie experimentiert mit Jazz und japanischer Musik. Was sie der Mandoline alles entlockt, zeigt sich am Montag beim Konzertexamen.
Wuppertal. Jazz auf der Mandoline? Annika Lückebergfeld hat die ungewöhnliche Mischung nicht nur ausprobiert, sondern gleich studiert. Von Mitte 2007 bis 2008 übte die Musikerin am Berklee College of Music in Boston Improvisation, aber auch brasilianischen Jazz oder japanische Musik: "Ich wollte einfach mal was anderes kennen lernen, meinen Horizont erweitern."
Davor hatte Lückebergfeld an der Wuppertaler Musikhochschule Mandoline studiert, mit der Trompete jedoch schon immer in Combos gespielt. Nachdem sie einen Dozenten des großen und renommierten Colleges gehört hatte, entschloss sie sich zum Auslandsjahr.
Sie spielte einer Jury vor, die Studenten in ganz Europa anhörte, und gewann tatsächlich ein Vollstipendium für das teure Studium: "Dort gibt es ein sehr breites Angebot mit vielen internationalen Dozenten." Heute ist Lückebergfeld selbst Gastdozentin in Boston und informiert in Gesprächskonzerten über die Geschichte der Mandoline.
Musik stand für Lückebergfeld schon immer im Mittelpunkt. Als Kind lernte sie gleichzeitig Mandoline, Klavier und Trompete: "Mir hat das immer total viel Spaß gemacht." Schon als Schülerin hatte sie bei ihrer heutigen Professorin Caterina Lichtenberg Unterricht.
Nach ihrem Konzertexamen am 20. April warten nun jede Menge Projekte auf sie. Mehrere Konzerte pro Jahr erhält sie über die Stiftung "Yehudi Menuhin - live music now", die Auftritte vor Gefangenen, alten Menschen oder Prostituierten für ihre Stipendiaten organisiert. Außerdem soll in drei Monaten eine neue CD erscheinen.
Schon lange tritt Lückebergfeld zusammen mit Fabian Hinsche als Mare Duo auf (der Name Mare leitet sich von Mandoline und Gitarre ab). Jetzt haben sie bei befreundeten Komponisten Werke in Auftrag gegeben und eine ganze CD zu "Don Quichote" aufgenommen.
Regelmäßig spielt die Mandolinistin auch im Quartetto Colori mit zwei Mandolinen und zwei Lauten. "Ich liebe die Vielseitigkeit", sagt sie. Viel Zeit nimmt ihre Arbeit beim Jugendzupfensemble NRW ein. Lückebergfeld leitet das Nachwuchsensemble und hält Stimmproben für das große Orchester. Und auch das Hildener Mandolinen-Orchester dirigiert die 27-Jährige.
An Wochenenden oder im Sommer unterrichtet die Mandolinistin auch auf Festivals und Kursen: "Vieles entsteht über Kontakte. Man lernt jemand kennen, der lädt einen wieder ein..." Selbst beim Fernsehsender MTV war Lückebergfeld schon zu sehen. Mit der Gruppe Söhne Mannheims spielte sie live eine DVD ein. "Das ist schon verrückt - die Zuschauer jubeln, pfeifen und fallen fast in Ohnmacht", sagt die Musikerin. "Ich habe großen Respekt vor den Musikern im Popularbereich." Und die Musikerin ihrerseits macht die Mandoline durch die breite Palette an Stilrichtungen in ihren Konzerten populär.