Endzeit im „Menschenschlachthaus“

Die Ausstellung zum Ersten Weltkrieg im Von der Heydt-Museum läuft nur noch bis Ende nächster Woche.

Foto: ©Fondation Oskar Kokoschka/VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Wuppertal. Unter dem treffenden Titel „Menschenschlachthaus“ zeigt das Von der Heydt-Museum noch bis zum 27. Juli, wie Künstler ihre Erlebnisse im Krieg und in den Jahren danach verarbeitet haben — in der einzigen deutsch-französischen Gemeinschafts-Kunstausstellung zum 100. Jahrestag der Kriegserklärung.

Der Erste Weltkrieg war ein gigantisches Gemetzel. Zehn Millionen Menschen starben auf den Schlachtfeldern und in den schlammigen Schützengräben in Belgien und Frankreich. 20 Millionen kehrten versehrt und verletzt zurück.

Auch viele Künstler — Otto Dix, Max Beckmann, Franz Marc — waren im Juli 1914 unter Hurra-Geschrei in den Krieg gezogen, auch ihnen verging im Stellungskrieg die Begeisterung schnell und gründlich.

Künstlerische und historische Aspekte werden in der Schau eng verzahnt. Filme aus den Schützengräben beispielsweise machen das Grauen schon beim Betrachten spürbar. Oskar Kokoschkas Selbstbildnis von 1917 hängt neben der Beschreibung, wie er 1915 durch einen Kopfschuss und einen Bajonettstich verletzt wurde: „Die Klinge durchbohrte die Jacke meiner Uniform. Vor Schmerz trat mir der Schweiß auf die Stirn. (. . .) Ein Gefühl des Wohlbefindens trug mich buchstäblich bis in den Himmel, fortgerissen von einem Blutstrom, der aus meinen Lungen durch den Mund, Nasenlöcher, Augen und Ohren schoss. Ich flog durch die Luft. So einfach war es also zu sterben.“

George Grosz und Otto Dix sind mit intensiven Radierungen vertreten, die man so leicht nicht mehr vergisst. Erich Maria Remarques grauenerregende Beschreibung eines Gasangriffs hängt neben dem Frohlocken des Barmer Chemikers Carl Duisberg darüber, dass man das giftige Chlorgas an der Front ungeniert ausprobieren könne.

Die Ausstellung fand eine überdurchschnittliche Medienresonanz in ganz Deutschland. Die Besucherzahlen sind weniger überragend, auch wenn die endgültigen Zahlen noch nicht feststehen — es mag am bedrückenden Thema oder auch am schönen Wetter im Frühjahr gelegen haben.

Doch die Schau bekommt ja noch eine weitere Chance. Sie wandert nun ins damals von deutschen Truppen schwer zerstörte Reims. Zur Eröffnung am 12. September werden auch die Staatschefs Angela Merkel und François Hollande erwartet.

Das Von der Heydt-Museum zeigt die Ausstellung „Menschenschlachthaus“ bis einschließlich Sonntag, 27. Juli. Öffnungszeiten: Di bis So 11-18 Uhr, Do 11-20 Uhr. Zur Ausstellung „Günther Blau — Magie des Alltäglichen“ bietet das Museum heute um 18 Uhr eine besondere Führung. Die Kuratorin Antje Birthälmer und Ruthild Blau, Witwe des Künstlers, führen gemeinsam durch die Schau. Kosten: 14 Euro inklusive Eintritt.