Gestresste Menschen in Bildern eingefangen

Babeth Grünschläger zeigt ihre Werke im Heinrich-Heine-Kunstkiosk.

Foto: privat

Wuppertal. „Soziale Philharmonie“ betitelt Babeth Grünschläger (Foto: privat) ihre Ausstellung im Heinrich-Heine-Kunstkiosk an der Wichlinghauser Straße. Kräftig konturierte Porträts in Din A3 zeigen auf der einen Seite malträtierte Gesichter. Augen, Ohren, Mund sind zugenäht, Hälse langgezogen, aus einem Kopf springt eine Drahtspirale. „Das sind die Musiker“, sagt sie. Instrumente haben sie nicht, es sind vielmehr Menschen, die sich sichtlich unwohl fühlen: „Sie leiden an Stress, der durch zu viele Telefone, Computer und andere Maschinen entsteht“, sagt die Malerin.

Foto: privat

Ihnen gegenüber hängen die farbenfroheren „Zuschauer“ des imaginären Orchesters: Der Kunstgenuss ist offenkundig zwiespältig, denn jedes Gesicht zeigt zwei verschiedene Gemütszustände — zugleich freundlich und abgestoßen oder amüsiert und entsetzt. Als Spiegelbild der modernen Gesellschaft versteht Babeth Grünschläger ihre Bild-Komposition. Den Dirigenten in ihrer Philharmonie hat sie zwar zentral im Schaufenster platziert, doch sie präsentiert ihn nicht nur zerrissen auf drei Plexiglas-Tafeln, sondern auch im Clowns-Kostüm. Die Französin, Jahrgang 1962, ist durch ihren Mann Thomas 1988 nach Deutschland gekommen, hat lange in Neuss gelebt und dort auch im Jahr 2000 begonnen zu malen.

Seit zwei Jahren wohnt sie wieder in Frankreich und hatte dort ebenfalls schon Ausstellungen. Barbara Held und Boris Meißner, die den Kunstkiosk seit 2009 mit Ausstellungen und multikulturellen Nachbarschafts-Projekten lebendig halten, war Babeth Grünschläger im vorigen Jahr aufgefallen, als sie sich an einer Kunstaktion in einer zum Abriss freigegebenen Häuser-Zeile in Remscheid-Honsberg beteiligt hat.

Für die Ausstellung in Wuppertal war die Malerin gern bereit, die bereits vorhandenen Musiker-Bilder zur „sozialen Philharmonie“ aufzustocken. Ihr Anliegen: „Die Welt ist wirklich in Unordnung. Der Mensch kann nicht leben, wenn all die Maschinen ihn daran hindern, sich selbst auszudrücken.“

“ Die Bilder von Babeth Grünschläger sind bis zum 4. September im Heinrich-Heine-Kunstkiosk, Wichlinghauser Str. 29a, zu sehen. Die Ausstellung ist durch die großen Schaufenster zu sehen, kann aber auch nach vorheriger Absprache besucht werden: Telefon 02191/73 162 und 47 50 98.