„Die Erfahrungen der Soldaten waren überall gleich“
Ex-Diplomat Avi Primor stellte seinen neuen Roman über den Ersten Weltkrieg vor.
Wuppertal. Avi Primor, israelischer Botschafter in Deutschland von 1993-1999, hat sich als Sachbuchautor einen Namen gemacht. 2013 schrieb er seinen ersten Roman — „Süß und Ehrenvoll“. In der Elberfelder Citykirche erläuterte er jetzt im Gespräch mit Ulrike Schrader von der Begegnungsstätte Alte Synagoge, warum er sich an die Belletristik wagte.
„Ich wollte zunächst ein Sachbuch über den ersten Weltkrieg schreiben“, sagte der Ex-Diplomat, der schon mehrfach in Wuppertal zu Gast war. „Aber dann habe ich in Archiven in Israel so berührende Texte gefunden, dass ich sie nur in Romanform verarbeiten konnte.“
Bei den Texten handelte es sich um Feldpostbriefe jüdischer Soldaten an ihre Familien im Ersten Weltkrieg. Primor: „Die Familien, die zu Beginn des Zweiten Weltkrieges nach Israel auswanderten, haben diese Briefe natürlich bewahrt und mitgenommen.“ Aufgearbeitet wurden sie nie — jetzt waren sie die Grundsteine für Primors Roman.
Anders als in dessen Titel war es nicht süß und ehrenvoll, fürs Vaterland zu sterben, sondern blutig und grausam. „Dabei war es für die Juden damals selbstverständlich, für ihr jeweiliges Vaterland in den Krieg zu ziehen“, so Primor, „sie sahen die Chance zu beweisen, dass sie echte Patrioten sind.“ Denn die Gleichberechtigung war bis dahin nur juristisch verwirklicht.
Im Mittelpunkt seines Romans stehen also zwei junge jüdische Soldaten, der Franzose Louis aus Bordeaux und Ludwig aus Frankfurt. Primor: „Die Erfahrungen, die die Soldaten machten, waren überall gleich.“
“ „Süß und ehrenvoll“ ist im Quadriga Verlag erschienen. Der Roman hat 384 Seiten und kostet 19,99 Euro.