Glücksritter folgen ihren Herzen
petertheiss Der Wuppertaler Schauspieler steht bis zum 6. Juli in Hamburg auf der Bühne – neben „Tatort“-Kommissar Boris Aljinovic.
Wuppertal. "Meine Kinder haben sich kaputt gelacht." Es dürfte nicht viele Väter geben, die mit Fug und Recht stolz sind, wenn sich der eigene Nachwuchs auf ihre Kosten amüsiert. Peter Theiss ist es. Felix (9) und Maximilian (8) brauchen deshalb auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie so gut gelaunt sind, dass der Schauspieler von der Bühne aus orten kann, wo seine Kinder im Zuschauersaal sitzen. In einer solch prekären Situation wie in Hamburg haben sie ihren Vater wohl noch nie erlebt: Als ihn seine Söhne in den Kammerspielen besuchten, "fanden sie es ganz fantastisch, dass ich eine Unterhose anziehen muss, die viel zu kurz ist".
Dabei hat der 46-Jährige selbst gut Lachen. Denn neben der Erfahrung, dass kleine Kleidungsstück große (Hinter-)Einsichten ermöglichen, hat er eine weitere Erfahrung gewonnen: "Jeder hat die Möglichkeit, sein Glück zu finden." Das gilt nicht nur für die Figuren in "Elling", sondern vor allem auch für Theiss selbst.
Zeichner, Skilehrer oder Kinderarzt wollte der gebürtige Rumäne einst werden. "Blut geleckt" hat er dann aber ganz woanders: beim Anglistik-Studium in Hamburg, als er Shakespeare-Stoffe auf die Bühne brachte. Wenig später ging er in die (Theater-)Geschichte ein - als erster Nicht-Engländer, der bei der English Shakespeare Company anheuern durfte.
Nun ist Theiss ein Sonderling und wieder in Hamburg. Als Außenseiter wird er derzeit in den Kammerspielen gefeiert - von Zuschauern wie Kritikern gleichermaßen. Und weil ein schrulliger Charakter doppelt so komisch ist, wenn er auf ein skurriles Pendant trifft, weiß der Barmer einen prominenten Gleichgesinnten an seiner Seite: "Tatort"-Star Boris Aljinovic (Elling) spielt sich mit Theiss die Pointen zu. "Wir sind zwei schräge Vögel, die aus der Psychiatrie in betreutes Wohnen kommen - zwei Glücksritter, die nicht taktisch, sondern geradeaus denken."
Wer jetzt anderes vermutet, irrt sich gewaltig: Während der TV-Kommissar in der Titelrolle aufgeht, ist Theiss alles andere als ein Wasserträger. "Mein größtes Glück ist, so einen Partner zu haben", betont der Schauspieler. "Es ist nicht normal, dass TV-Stars angenehme, freundliche und allürenfreie Kollegen sind. Wir arbeiten auf absoluter Augenhöhe. Da ist fast schon eine Freundschaft draus geworden."
Gleiches gilt für den Regisseur Michael Bogdanov, den Theiss seit der gemeinsamen Zeit in der Shakespeare Company kennt und der ihn nun nach Hamburg holte. Bleibt eine Frage: Wie bereitet man sich auf die Rolle als Sonderling vor? "Da findet man rein", sagt der Wuppertaler, der im Norden auf den Namen Kjell Bjarne hört"Beide Figuren sind naiv, ehrlich und gut. Also eigentlich wie Kinder. Da erinnert mich vieles an meine Söhne."
Apropos: Wollen Felix und Maximilian in seine Fußstapfen treten und auch mal in knappe Unterhosen schlüpfen? Die Vermutung liegt nahe, denn auch Mutter Birgitt dürfte das künstlerische Gen vererbt haben - sie ist Sängerin und Tontechnikerin beim "Starlight Express" in Bochum. "Was unsere Söhne werden wollen? Im Moment natürlich Fußballer!"
Erst einmal werden aber die Wanderschuhe geschnürt. Weil dem Familienvater "in den Bergen das Herz aufgeht", geht’s in den Ferien nach Bayern. Einen Wunsch hat er übrigens noch: Applaus will er nicht nur in Hamburg finden, sein Glück möchte er auch in der Heimat suchen. "Ich würde sehr gerne mal an den Wuppertaler Bühnen spielen."